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  • matt studer

Martin Benz und die Bibel #1: Wider die Bibeltreuen

Aktualisiert: 17. Mai 2023


Die Bibel sagt ... (Billy Graham)


Ich möchte die Bibel um jeden Preis ernst nehmen. Aber ernst nehmen ist überhaupt nicht dasselbe wie wörtlich nehmen. Man nimmt die Bibel eben gerade nicht ernst, wenn man versucht, alles in ihr wörtlich zu nehmen.

(Martin Benz)


Das Buch 'Wenn der Glaube nicht mehr passt' von Martin Benz macht gerade die Runde in Evangelikal-City. Das ist an sich nicht verwunderlich, taucht doch so mancherorts die Frage auf was es heißt, evangelikal zu glauben und ob gerade dieser Glaube noch passt. Für einige ist diese Wohnung nicht mehr der richtige Ort. Ein Umzug steht an. Was mich in diesem und den darauffolgenden Blogs vor allem interessiert ist, ob gemäss Benz auch unser evangelikales Bibelverständnis umziehen muss, damit wir am neuen Ort richtig heimisch werden können. Für uns Evangelikale ist die Bibel ja so etwas wie für die Katholiken der Papst. Für uns hängt viel daran, wie wir die Bibel verstehen und auslegen. Ein neues Bibelverständnis würde auch unseren Glauben, unsere Theologie und unsere Spiritualität verändern. Benz stimmt mir zu:

Fast alle ... Themen [dieses Buches] haben als Grundlage ein verändertes Bibelverständnis. Viele Glaubensüberzeugungen können sich nicht weiterentwickeln und stecken in der Sackgasse, weil das dahinterstehende Bibelverständnis solche Weiterentwicklungen von vornherein ausschliesst. (S. 49)

Grund genug also, dass wir uns etwas intensiver mit dem Thema Bibel beschäftigen. Meine Auseinandersetzung mit Benz' Bibelverständnis wird in vier Teilen erscheinen:


Eine wortwörtliche Hermeneutik? Oder wie man den 'Strohmann bibeltreu' bastelt

Benz schlägt vor, dass es verschiedene Anfahrtswege, verschiedene sich ergänzende 'hermeneutische' Ansätze gibt, um an die Bibel ranzugehen.

Das Bibelverständnis hat sich im Laufe der Bibel selbst und auch in der Theologiegeschichte gewandelt und weiterentwickelt. (S. 50)

Problematisch werde es dann, wenn ein 'hermeneutischer Ansatz' als Generalschlüssel bestimmt wird. Martin Benz meint: 'Erkenntnisse, zu denen man über diese Hermeneutik gelangt, entsprechen dann der Wahrheit. Jede andere Hermeneutik kann zwangsläufig nur zum Irrtum führen.' (S. 50) Er erkennt eine solche Einseitigkeit in gewissen Segmenten der evangelikalen Szene, die er als 'fundamentalistisch' bezeichnet.


Auf welchen hermeneutischen Ansatz spielt Benz hier an? Kurz, auf die 'wortwörtliche oder buchstäbliche Auslegung', die jeden Satz und sogar jedes Wort der Bibel als bare Münze nimmt, genauso wie es eben da geschrieben steht ('Die Bibel sagt!). Benz nimmt die Worte Jesu über Ehescheidung in Matthäus 5,32 als Beispiel. Wer die Bibel wörtlich liest, muss diese Verse eins zu eins verstehen und darf sich also von seiner Frau nicht scheiden lassen, es sei denn sie geht mit einem anderen Mann fremd. Und wer die Bibel in diesem Sinn wörtlich liest, der gilt als bibeltreu.


Soweit so gut. Aber was macht ein 'buchstäblich-interpretierender' Christ mit Stellen wie Matthäus 5,29: 'Wenn dich dein rechtes Auge zur Sünde verführt, dann reiss es heraus'? Natürlich liest niemand die Bibel hier wortwörtlich (autsch!). Ergo kann die buchstäbliche Hermeneutik nur inkonsequent sein, meint Benz. [1] Er wirft dem fundamentalistischen Bibelleser vor, dass dieser 'verschiedene Auslegungskriterien für verschiedene Verse' anwende. Es gibt nur 'selektive Bibeltreue'. (Seite 53) 'Angeblich bibeltreue Christen' nehmen die Bibel nicht in jeder Hinsicht konsequent ernst genug. Sie mögen zwar die Worte Jesu über Ehescheidung wörtlich lesen, aber sie trennen sich trotzdem nicht von all ihrem Besitz, wie Jesus es fordert (Lk 14,33; Lk 18,22). Sie heissen Jesu Worte über die Hölle willkommen (Mt 5,22), aber die Armen, Blinden oder Gelähmten laden sie nicht zum Essen ein (Lk 14,13). Die Liste liesse sich beliebig fortführen (siehe Seite 60). Bibeltreu tönt zwar gut, ist aber im Endeffekt heuchlerisch:

Es wird schnell in christlichen Kreisen behauptet, man sei bibeltreu. Damit soll ausgedrückt werden, dass man die ganze Bibel ernst nimmt, ihr ganzen Gehorsam schenken möchte und sich davor hüten will, irgendwelchen Versen aufgrund von Zeitgeist oder Druck der Gesellschaft die Gültigkeit abzusprechen. Es wird dabei nur übersehen, dass jeder von uns, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht, eine subjektive Liste mit Bibelstellen oder Texten hat, die man ernst und wörtlich nimmt und auf deren Einhaltung man pocht. Auf der anderen Seite haben wir eine genauso subjektive Liste mit Bibelstellen oder Texten, die kaum eine Rolle spielen, die man überhaupt nicht wörtlich oder ernst nimmt und deren Gültigkeit für heute nicht in Erwägung gezogen wird. (S. 60)

Benz sieht hier nur zwei Möglichkeiten. Entweder, 'die Bibel wird wörtlich so verstanden und praktiziert, wie wir sie vorfinden' und 'wir enthalten uns jeder eigenen Interpretation, Deutung und Gewichtung.' Oder aber 'die Aussagen der Bibel müssen von Menschen interpretiert, gedeutet und gewichtet und ihrem geschichtlichen Kontext gelesen werden ...' (S. 54-55) Entweder wir lesen alles buchstäblich, ungeachtet des Kollateralschadens (ein Auge mehr oder weniger spielt dann keine Rolle). Oder wir 'interpretieren' die Bibel, was dann soviel heisst, wie dass wir über den Gehalt ihrer Worte zu Gericht sitzen.


Ich frage mich, kenne ich irgendeinen (evangelikalen) Christen mit einem so einseitigen Bibelverständnis wie Benz es hier schildert? Mir kommt keiner in den Sinn. Obwohl ich schon mit abstrusen hermeneutischen Fehlschlüssen von evangelikalen Geschwistern konfrontiert wurde, kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass selbst ein Drittklässler ein feineres Gespür für Texte und ihre Ebenen hat, als der hier karikierte Fundamentalist. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Benz hier einen Strohmann geschaffen hat.


Den Strohmann 'wortwörtlich bibeltreu' dekonstruieren - ein kleiner hermeneutischer Ausflug

Zunächst einmal die Frage: Wieso sollte man einen Text überhaupt buchstäblich lesen wollen? Die kurze Antwort lautet: Weil wir es in der Bibel effektiv mit Buchstaben zu tun haben. Einen Text wörtlich zu lesen heisst zunächst einmal zu berücksichtigen, was da steht. Die Bibel 'wörtlich' zu verstehen ist eine kirchengeschichtlich gut verankerte Praxis. Augustinus, Thomas von Aquin und Luther sahen alle vor, dass der Literalsinn des Textes Vorrang vor anderen Deutungsmöglichkeiten hat (z. B. einen Text allegorisch zu deuten).[2] Mit dem Literalsinn meinten sie den Sinn, der einem Text durch seinen Autor gegeben wurde. Wenn du einen Brief schreibst, kommunizierst du deine Absichten schriftlich (also durch Worte) und du erwartest, dass der Empfänger des Briefes deine Worte so 'empfängt' oder interpretiert, wie du sie beabsichtigt hast. Andernfalls hat er dich falsch verstanden, dich nicht bei deinem Wort genommen. Die Bibel literal zu lesen heisst zu ergründen, was ihre Autoren (und der göttliche Autor!) gemeint haben, was sie uns durch ihre Worte mitteilen wollten. [3]


Jetzt wird's leider noch etwas komplexer. Manchmal ist es offensichtlicher und direkter, die Absichten des Autors zu erkennen, wie etwa bei den Worten 'Du sollst nicht stehlen!' (obwohl sich auch hier ein Tiefe auftun kann: Was läuft alles unter stehlen?). Manchmal ist es weniger direkt, vielleicht bildlicher oder metaphorischer, wie bei Jesu Worten mit dem herausgerissenen Auge. Eine Ebene, die es zu berücksichtigen gilt, ist das literarische Genre eines Textes. Haben wir es mit Poesie oder mit narrativer Geschichtsschreibung zu tun? Benutzt der Autor Sprachfiguren, Metaphern? Redet er in Gleichnissen? So komplex es hier auch immer werden kann, wir verstehen häufig intuitiv was gemeint ist. Wenn Jesus eben davon spricht, dass wir uns ein Auge herausreissen und die Hand abhacken sollen, verstehen wir intuitiv, dass er bildlich spricht (wenn auch auf eine sehr krasse und schockierende Art und Weise). Der Literalsinn eines Textes liegt manchmal gerade nicht im flach Wortwörtlichen, sondern im bildlich Übertragenen. [4]


Vielleicht hat Benz vor allem die Dispensationalisten auf dem Korn? Das hermeneutische Kernmerkmal dieser Bewegung ist, dass sie die prophetischen Texte buchstäblich liest. Jede Prophetie an Israel muss sich exakt (Wort für Wort) erfüllen und darf nicht etwa auf Christus oder die Kirche 'übertragen' werden. [5] Diese Bewegung fand auch in unseren Breitengraden (vor allem in neo-charismatischen Kreisen) Anklang. Aber auch wenn der Dispensationalismus in dieser Hinsicht eine flachere Lesart der Bibel an den Tag legt, befindet er sich noch lange nicht im kategorisch fundamentalistischen Lager wie Benz es skizziert.


Die zwei Möglichkeiten, die Benz uns hier offeriert, sind zu plakativ und eindimensional. Auf der einen Seite ist da der fundamentalistische Bibelausleger, der alles buchstäblich und flach liest und für den die Erde immer noch eine Scheibe anstatt eine Kugel ist. Weil er mit seiner hermeneutischen Methode zwangsläufig aufläuft, wählt er für sich all die Verse aus, die er buchstäblich verstehen kann und die ihm in den Kram passen. Und alle anderen vertagt er auf die Ewigkeit, weil sie entweder unmöglich wörtlich zu verstehen sind, oder weil ihre Anwendung zu unbequem oder absurd wäre. Er möchte lieber von einer Todesstrafe durch Steinigung bei Ehebruch absehen und auch keinen Altar bauen, um Tieropfer darzubringen. Auf der anderen Seite steht dann der gereifte Bibelausleger, sich bewusst, dass die Bibel kein so leicht zu verstehendes Buch ist und dass man ihre Aussagen interpretieren, abwägen und für relevant befinden muss, bevor man mit seiner Erkenntnis hausieren gehen kann. Leute, nur weil jemand die Worte Jesu über Scheidung 'direkter' (buchstäblich) und noch als fürs Heute relevant liest, heisst doch noch lange nicht, dass er die Bibel deshalb naiv auslegt! Ich wünschte Benz würde hier zeigen, was es für ihn heisst, gerade diesen Teil der Bibel 'ernst zu nehmen'.


Natürlich lauert die Gefahr einer selektiven Bibelstellenauswahl, eines Kanons im Kanon ständig um die Ecke. Wir alle haben unsere blinden Flecken. Es gibt die Seiten, die wir gerne überspringen oder gar nicht mehr hinblättern. Ich würde sagen, dass diese Gefahr für alle besteht. Aber diese Selektivität hat eigentlich nichts damit tun, dass wir die Bibel 'wörtlich' lesen. Sie kommt meines Erachtens vielmehr daher, dass die Bibel eben ein mehrdimensionales, umfangreiches Buch ist. Und wir Menschen haben es manchmal lieber etwas simpler und bequemer. Wir beschränken uns gerne auf das, was wir bereits kennen und umschiffen die unangenehmen Stellen, die uns herausfordern würden.


Wieso kreiert Benz diesen Strohmann? Zweifelsohne hat er Menschen erlebt, die mit Bibelworten um sich geschlagen, die unvorsichtig und naiv mit der Schrift hantiert haben. 'Die Bibel sagt' kann missbräuchlich sein (muss aber definitiv nicht)! Eine 'buchstäbliche' Auslegung kann zu Verengungen führen, indem man die Wahrheit für sich pachtet und andere, ergänzende Perspektiven nicht mehr zulässt. Dasselbe kann aber auch einer 'progressiven' Hermeneutik passieren, die zum Teil sehr genau zu wissen meint, was eine bestimmte Bibelstelle garantiert nicht heissen kann.


Ich beobachte, dass der Strohmann sich recht gut dafür eignet, den 'Buchstäblichen' ihre Glaubwürdigkeit abzusprechen (denn wer möchte schon so 'fundamentalistisch sein wie Benz es hier skizziert?). Diese Glaubwürdigkeit einmal verloren, können 'Progressive' auch alle biblisch formulierten Einwände dieser 'Konservativen' gut abwenden (denn wer hört schon auf jemand, der mit einer so inkonsequenten Hermeneutik operiert?). Die Bahn ist dann frei, die Bibel nach eigenem Gusto zu interpretieren - zum Beispiel das, was Jesus über Ehescheidung gesagt hat einfach als kulturelles Artefakt abzutun.


Ich vermute darum, dass es bei der Diskussion um das buchstäbliche Bibelverständnis weniger darum geht, ob die Worte Jesu im Originalkontext buchstäblich verstanden wurden. Wahrscheinlich würde auch Benz sagen, dass Jesus es damals tatsächlich so gemeint hat wie er sagte (in Bezug auf die Ehescheidung zum Beispiel). Ich vermute es geht mehr darum, ob es legitim ist seine Worte (und seinen Anspruch) aufs Heute zu übertragen. Gilt das, was Jesus über Ehescheidung gesagt hat auch für uns heute, oder galt es nur für das jüdische Volk damals?



Was bibeltreu wirklich heisst

Was heisst es, die Bibel ernst zu nehmen? Denn dies wollen sowohl Martin Benz als auch seine fundamentalistischen Strohmänner, zumindest auf dem Papier.


Ich meine, die Bibel ernst nehmen heisst, sie so zu lesen wie sie selbst gelesen werden will. Unser Bibelverständnis muss sich aus der Bibel heraus entwickeln und an der Bibel messen, damit es der Bibel angemessen ist. Und die Bibel sagt über sich selbst aus, dass sie 'von Gottes Geist eingegeben ist' (2. Tim 3,16) und dass sie bis auf den allerletzten Buchstaben relevant ist (Lk 16,17). Keine Prophetie 'hat je ihren Ursprung im Willen eines Menschen gehabt. Vielmehr haben Menschen, vom Heiligen Geist geleitet, im Auftrag Gottes geredet.' (2. Petr. 1,21) Petrus spricht hier vom Alten Testament, nota bene (das Neue Testament war ja erst im Begriff zu werden). Jesus selbst hatte eine Hochachtung vor der jüdischen Bibel, dem Alten Testament. Es war für ihn Gottes Wort, obwohl es von Menschen niedergeschrieben worden ist (siehe z. B. Mt 19,4-5). [6] Und übrigens ja, die Bibel hat Fussnoten (contra Benz, S. 53). Natürlich nicht im 'buchstäblichen', so doch im übertragenen Sinn. Die Bibel gibt genug Anhaltspunkte, wie sie verstanden werden will. Sacra scriptura sui ipsius interpres, die Schrift legt sich selbst aus, wie die Reformatoren es formulierten.


Wenn wir die Bibel ernst nehmen wollen, müssen wir sie als Ganze ernst nehmen, Altes und Neues Testament zusammen (Tota Scriptura: die ganze Schrift). Nicht dass dies easy wäre. Gibt es doch genug inner-biblische Entwicklungen (Spannungen?), einen Alten und einen Neuen Bund, Kontinuität und Diskontinuität. Ein gesamtbiblisches, ausgewogenes Verständnis will im Schweisse des eigenen Angesichts errungen werden. Doch eins ist klar: Wollen wir die Schrift wirklich ernst nehmen, müssen wir auch das Alte Testament für voll nehmen, als Wort Gottes 'an uns' (1. Kor. 10,11). Wir müssen das Alte Testament dann immer noch 'interpretieren'. Aber Interpretieren heisst nicht Revidieren. Entgegen der Praxis von Jesus, der das Alte Testament nicht 'abschaffte', sondern bestätigte (Mt 5,17), möchte Benz es hier und da gerne revidieren, so scheint es mir zumindest. Die Bibel ernst zu nehmen heisst eben doch auch manchmal 'irgendwelchen Versen aufgrund von Zeitgeist oder Druck der Gesellschaft die Gültigkeit [nicht!] abzusprechen.'


Die Bibel ernst zu nehmen meint auch, sie als oberste Autorität über unseren Glauben, unser Denken und Leben zu setzen (Sola Scriptura: die Schrift allein). [7] Natürlich gibt es verschiedene hermeneutische Perspektiven, die sich ergänzen können. Aber jede dieser Perspektiven muss sich an der Schrift messen. Nicht jedes Bibelverständnis ist legitim und 'führt automatisch zur Wahrheit'. Wir können dem biblischen Text auch Gewalt antun, indem wir seine Worte in den Wind schlagen, sie umdeuten oder gar revidieren. Gewisse Glaubensüberzeugungen dürfen sich eben nicht weiterentwickeln, weil die Bibel sie ein für allemal festgelegt hat. Und da kommen wir am wörtlichen Sinn einfach nicht vorbei. Wir müssen die Bibel zwar auslegen, aber wir dürfen sie nicht umlegen!


Bibeltreue heisst, die Bibel ernst zu nehmen in allem, was sie aussagt. Den Standard, wie wir sie verstehen sollen stellt sie selbst auf. Das erübrigt den z. T. mühsamen Prozess des Auslegens der Bibel, des Ringens um ihre Wahrheit nicht im Geringsten. Doch haben wir damit festgesetzte Leitplanken, die uns auf der richtigen, hermeneutischen Fahrbahn leiten. Das bedeutet, dass wir die Bibel unbedingt 'wortwörtlich', ihrem Sinn gemäss lesen werden. Wir sitzen nicht zu Gericht über sie, sondern sie sitzt zu Gericht über uns! (Hebr. 4,12) Am Ende sind nicht wir es, die die Bibel auslegen, sondern die Bibel, die uns auslegt.



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[1] Ein Gerücht besagt, dass der Kirchenvater Origines diese Stelle absolut buchstäblich las (er kastrierte sich). Und das obwohl er sonst eher der allegorischen Methode frönte.


[2] Vgl. Sidney Greidanus, 'Preaching Christ from the Old Testament', S. 107.


[3] In der evangelikalen Hermeneutik spricht man in diesem Zusammenhang von einer Priorität der grammatisch-historischen Exegese: Um einen Bibeltext zu verstehen und anzuwenden müssen wir zunächst seine Worte verstehen wie auch seinen historischen Kontext in Betracht ziehen.


[4] Für hermeneutische Nerds, die gerne noch weitere Ebenen berücksichtigen wollen, guckt nach bei Grant Osborne, 'Hermeneutical Spiral', S. 518 oder bei Kevin Vanhoozer, 'Is There A Meaning In This Text?', S. 336.


[5] Eine gute evangelikale Auseinandersetzung mit diesem hermeneutischen Phänomen findet sich bei Vern Poythress, Understanding Dispensationalists.


[6] Zum Umgang Jesu mit dem Alten Testament siehe immer noch John Wenham 'Christ and the Bible', sowie diesen Artikel auf Daniel Option.


[7] Sola Scriptura meint nicht, dass wir nur die Schrift und keine anderen Bücher lesen sollen, oder dass christliche Tradition nicht wichtig wäre, sondern dass sich alle unsere (menschliche) Erkenntnis und Traditionen an der Bibel messen müssen. Für eine gute theologische Reflexion siehe John Frame's 'In Defense of Something Close to Biblicism'.


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