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matt studer

Waren Adam und Eva wirklich die allerersten Menschen? Im Gespräch mit C. John Collins


Die biblische Story beginnt mit der Schöpfungsgeschichte: Aus purer Freude kreiert Gott seine intergalaktische Spielwiese. Und irgendwo in einem abgelegenen, unscheinbaren Winkel des Universums platziert er 'unser' Sonnensystem mit dem kleinen Planetchen Erde. Wenn man noch genauer hinzoomt auf diesen winzigen Planeten, sehen wir wie Gott dort in einem Garten einem speziellen Lebewesen, genannt Mensch, seinen Atem einhaucht. Dieser Mensch ist die Krone der Schöpfung, wie man so schön sagt.


Die ersten Kapitel der Bibel führen immer wieder zu kontroversem Meinungsaustausch unter Christen, ob diese Texte mit der darwinistischen Evolutionstheorie zu vereinbaren sind oder nicht. Diese Frage steht im grösseren Kontext des Spannungsfelds zwischen Wissenschaft und Theologie. Wie beeinflussen neuere wissenschaftliche Erkenntnisse unsere Lesart des Schöpfungsberichtes? In diesem Zusammenhang wird manchmal auch diskutiert, ob wir die Bibel so lesen müssten, dass Adam und Eva real die allerersten Menschen waren, oder ob sie mehr 'metaphorisch' für die Menschheit an sich stehen. Könnte es nicht auch anders gewesen sein, als es der bare Bibeltext beschreibt? Wieviel ist hier tatsächlich Geschichte und muss 'wörtlich' verstanden werden? Und was davon ist Mythos oder Poesie? Dazu suchen wir nun das Gespräch mit C. John Collins, einem eminenten Experten dieses Themenfelds (siehe sein Buch Did Adam and Eve Really Exist: Who They Were and Why You Should Care).



Wie müssen wir Genesis überhaupt lesen - als Geschichtsbericht oder als Gedicht?

Es sollte klar sein, dass Genesis nicht zur Kategorie 'wissenschaftliches Fachbuch' zählt. Der Autor wollte keine mathematische Gleichung vorlegen oder das einmalige Rezept für den Urknall präsentieren. Aber zu welchem Genre gehört Genesis dann? Handelt es sich um einen Geschichtsbericht oder um Poesie? Oder eine Mischung aus beidem? C. John Collins sieht Genesis als eine Art Vorgeschichte (proto-history) Israels. Eine Einleitung, die die Bühne für Gottes Handeln mit Abraham, Isaak und Jakob und ihren Nachkommen in Szene setzt. Ganz ähnlich wie in anderen 'Vorgeschichten' der damaligen Zeit geht es in der Genesis-Story um Grundfragen wie, 'Warum sind wir eigentlich hier?' oder 'Was lief schief?' Die Protogeschichte in Genesis ist dabei ungeschminkt 'theologisch'', beschreibt sie doch den Schöpfergott, sein Handeln und seine Beziehung zum Menschen. Ja, sie zeichnet den Ungehorsam des Menschen mit seinen schwerwiegenden Folgen und wie Gott darauf reagierte. Somit bereitet sie die Bühne für Gottes Heilshandeln vor, wenn er dann Abraham begegnet, um einen Bund mit ihm zu schliessen. Die Berufung Abrahams und die Verheissungen und Zukunftspläne Gottes mit ihm, seinen Nachkommen und der ganzen Welt ergeben vor dem Hintergrund dieser Proto-Story erst so recht Sinn.


Nun könnte man argumentieren, dass es gar nicht darauf ankommt, ob die Ereignisse zu Beginn des Buches Genesis wirklich historischer Natur sind, so lange sie nur theologisch stimmen. Doch ganz so einfach machen es uns die Texte ja nicht.


Zunächst einmal sollten wir definieren, was wir mit 'historisch' (nicht) meinen. Collins stellt fest, dass 'historisch' nicht zwingend implizieren muss, dass wir es hier mit reiner Prosa zu tun haben. Der Schöpfungsbericht weist figurative, poetische Elemente auf, die zuweilen fast märchenhaft wirken können. Wie wurde Adam genau 'geformt'? Kam Satan wirklich in der Form einer Schlange in den Garten und redeten Adam und Eva mit diesem Tier? Wie muss man es sich vorstellen, dass Gott die Himmelskörper ans Firmament setzte? Stieg er dazu auf eine Leiter oder reichte eine simple Geste? Gemäss Collins dürfen wir in Genesis 1-3 sogar mit Anachronismen rechnen. Es sei wahrscheinlich, dass der Autor charakteristische Merkmale seiner Zeit in die Schöpfungsstory 'geschmuggelt' habe, um seinen (theologischen) Punkt für seine Zeit und Hörerschaft eloquenter rüberbringen zu können. Vielleicht so ähnlich, wie wenn ich meinen Kindern eine Geschichte erfinde, in der Elektroautos, Roboter und Tablets vorkommen, einfach weil diese Dinge zu unserer Lebensrealität heute gehören. Und trotzdem bedeutet das nicht, dass die beschriebenen Ereignisse in Genesis 1-3 nicht wirklich in Raum und Zeit stattgefunden haben, nur weil sie vielleicht Elemente aus der 'späteren' Zeit des Autors beinhalten. 'Historisch' impliziert weiter auch nicht, dass alles in chronologischer Reihenfolge geordnet sein muss, damit es stimmig ist. Es ist nicht allzu schwer, Genesis 2 nicht als konkurrenzierenden, sondern als ergänzenden Schöpfungsbericht zu Genesis 1 zu lesen. Dies würde auch der Lesart von Jesus entsprechen, der die beiden Schöpfungsberichte komplementär verstanden hat (in Mt. 19,4-5 zitiert Jesus Gen 1,27 und Gen 2,24 nebeneinander). Eine Yingyang-mässige Trennung zwischen Geschichte und Theologie wird dem Genesis-Text nicht so recht gerecht. Wie Collins es formuliert, ist Theologie hier nicht von der Geschichte zu lösen. Der Schöpfungsbericht ist kein ent-historisierter Mythos, von eloquenten Dichtern erfunden, um dem nebulösen Anfang der Welt ein poetisches Gewand zu geben. Collins fasst es zusammen:

Die Theologie ist nicht von der Geschichte zu trennen, wie wir aus der Tatsache ersehen können, dass eine dieser „theologischen Wahrheiten“ darin besteht, dass derjenige, der die Welt erschaffen hat, der gute Gott ist, der sich Israel offenbart hat ... eine historische Behauptung. (S. 36)

Warum Adam und Eva die ersten Menschen waren und warum das wichtig ist

Jetzt aber endlich zur Hauptfrage dieses Artikels: Waren Adam und Eva wirklich unsere Ur-Eltern? Oder stehen diese 'Figuren' und ihre Story (Paradies - Versuchung - Sündenfall - Verweis aus dem Paradies) mehr als generell repräsentativ für die Menschheit? Und für diesen Artikel fast noch entscheidender: wieso ist das wichtig?


Es gibt theologisch gesehen mindestens zwei gewichtige Gründe, warum wir von Adam und Eva als erstem Paar ausgehen sollten. [1] Mir ist schon klar, dass wissenschaftlich Gesinnte hier noch ganz andere 'Probleme' ausmachen, auf die ich keine befriedigenden Antworten geben kann, zumindest hier nicht (ich empfehle die Lektüre von Collins!).


Die beiden Gründe, zunächst als Frage formuliert: Woher kommt die Ebenbildlichkeit des Menschen und woher kommt seine Tendenz zum Bösen und sein Hang zur Sünde? Es mach vielleicht überraschen. Aber die (biblisch richtigen) Antworten auf diese Fragen haben essentiell damit zu tun, dass Adam und Eva unsere Ur-Eltern waren.


Genesis 1,27 sagt: 'Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.' Die Gottebenbildlichkeit ist ein Schöpfungssgeschenk Gottes an den Menschen. Diese Ebenbildlichkeit unterscheidet den Menschen vom Tier (etwas, das die Evolutionsbiologie natürlich anders sehen würde). Gott schuf den Menschen als Mensch, nicht als Tier. Ja, der erste Mensch, Adam, erhielt von Gott die Aufgabe, die Tiere zu benennen. Ein Ausdruck seiner von Gott verliehenen Vize-Autorität über die restliche Schöpfung:

Herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen. (Gen 1,28)

Ein 'natürlicher' Übergang, ein evolutionärer Prozess vom Tier bis zum Menschen wir in der Genesis-Story nirgendwo angedeutet. Ein solcher Prozess könnte uns nicht erklären, wie der Mensch seine Gottebenbildlichkeit bekommen hat. Die Tiere waren zwar auch Geschöpfe Gottes und damit Ausdruck der Kreativität des Schöpfers. Aber eben nicht als Ebenbilder Gottes geschaffen. Der Alttestamentler Derek Kidner formuliert, dass es 'keine natürliche Brücke zwischen Tier und Mensch' im Schöpfungsbericht gibt (zitiert in Collins, S. 96). Selbst wenn man davon ausgehen möchte, dass Gott einen bereits existierenden Hominiden (Menschenaffen) 'genommen' und ihn zum Menschen geschaffen hätte (oder ihm das Menschsein eingehaucht hätte), wäre es auch hier Gottes aktives Handeln, das den Menschen spezifisch als Menschen schuf. Anders formuliert, selbst wenn wir über die 'Rohmaterie' spekulieren, mit der Gott den Menschen schuf, gehen wir davon aus, dass die Erschaffung des Menschen ein Resultat von Gottes aktivem Schöpfungshandeln ist. Es ist weiter spannend wie die Bibel beschreibt, dass Adam's Kinder als 'Abbild' des ersten Menschen gesehen werden, so wie Adam als Ebenbild Gottes gesehen wird. Der erste Mensch, Adam, vererbt seine Ebenbildlichkeit weiter (Gen 5,1 und 3; siehe auch Gen 9,6) :

Das ist die Liste der Geschlechterfolge nach Adam: Am Tag, da Gott den Menschen erschuf, machte er ihn Gott ähnlich ... Adam war hundertdreißig Jahre alt, da zeugte er einen Sohn, der ihm ähnlich war, wie sein Abbild, und nannte ihn Set.

Die Ebenbildlichkeit des Menschen (theologisch das Imago Dei - der Mensch, geschaffen nach dem Bilde Gottes) lässt nicht zu, dass wir von einem fliessenden Übergang von Tier zum Mensch sprechen, der sich durch eine endlos lange Kette von zufälligen Mutationen ereignete.


Kommen wir zum zweiten Grund, dem Hang des Menschen zur Sünde oder zum Bösen. Die biblische Story hat eine klare Antwort auf die Frage, warum Menschen manchmal so böse handeln wie sie handeln. Wieso gibt es Putins und Hitlers auf dieser Welt? Warum verhalte ich mich meinen liebsten Mitmenschen gegenüber manchmal so egoistisch und ungerecht? Die Antwort lesen wir in Genesis 3, der Story des Sündenfalls. Ja, eigentlich gibt es keine andere menschliche Philosophie oder Religion, die die beiden Aspekte des Menschseins - seine Ebenbildlichkeit (und damit seine Würde und Kostbarkeit) und seine Gefallenheit - so schön und stimmig in der Balance hält. Die Proto-Geschichte in Genesis erzählt uns, wie der Mensch sowohl wunderbar als auch gefallen und sündig sein kann. Und das Beachtenswerte dabei ist: Der Mensch wurde nicht wie der Gott Janus mit zwei Gesichtern geschaffen. Er war ohne Sünde, am Anfang. Die Sünde kam dazu, weil unsere beiden Ur-Eltern nicht auf Gott gehört und in den sauren Apfel gebissen haben (apropos abgebissener Apfel bekenne ich, dass ich Apple-User bin). Collins schreibt:

Der Autor [von Genesis] möchte, dass wir den Ungehorsam dieses Paares als Grund für die Sünde in der Welt sehen. Er erklärt, warum der mosaische Bund Bestimmungen für die Sünden des Volkes enthalten wird: Bei der mosaischen Religion und dem Christentum, ihrem eigentlichen Abkömmling, geht es um die Erlösung für Sünder, die Ermöglichung ihrer Vergebung und moralischen Transformation, um das Bild Gottes in ihnen wiederherzustellen. (S. 66)

Es mag heute seltsam anmuten, dass etwas, das zwei Menschen vor so langer Zeit falsch gemacht haben, auch Konsequenzen für uns haben soll. Wir denken doch gerade in die andere Richtung: Ich bin für mich allein verantwortlich. Aber die biblische Story tickt hier eben anders, wie wir weiter unten noch konkreter anschauen wollen.


Kaum jemand würde behaupten, der Mensch sei nur und immer gut. Woher kommt das Negative, das Destruktive, der Hang zum Bösen in uns? Es ist wichtig, sich diese Frage zu stellen. Wenn wir nicht die biblische Antwort wählen, welche Alternativen bleiben uns? Ist 'Sünde' einfach etwas generell Menschliches, etwas das schon immer da war, selbst wenn wir nicht benennen können, woher sie kommt? Henri Blocher bohrt weiter:

Früher oder später wird jemand wissen wollen, ob Gott die Menschen mit einer Neigung (oder zumindest Offenheit) zum Sündigen geschaffen hat ...? Wenn sie sündig wurden, wie geschah das? Befürwortet unsere innerste Intuition nicht die Erklärung, dass die Menschen irgendwie von einem früheren [idealen] Zustand des Gutseins ... abgekommen sind? (aus seinem Buch In the Beginning: The Opening Chapters of Genesis)

Wir Menschen haben ein Gefühl dafür, dass diese Welt (inklusive uns) nicht so ist, wie sie eigentlich sein sollte. Ist es, weil wir uns an den Urzustand 'zurückerinnern, wie er einst gewesen ist, damals im Garten Eden? Die Bibel zeigt uns den Weg, den Gott mit dieser Welt zu gehen beabsichtigt: 'Danach kommt das Ende, wenn er [Christus] jede Macht, Gewalt und Kraft vernichtet hat und seine Herrschaft Gott, dem Vater, übergibt. Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter die Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod.' (1. Kor. 15,24-26) Die Story der Bibel zielt auf einen Zustand ohne das Böse, den Tod, ohne die Sünde. Und ich würde anfügen. einen Zustand, der dem Urzustand vor dem Sündenfall ähnelt, auch wenn er ihn übertrifft. Nur die biblische Erklärung, dass der Fall des Menschen eine konkrete historische Tatsache ist, erklärt uns, wie die Sünde in die Welt kommen konnte. Collins bringt es auf den Punkt:

Dass der Sündenfall historisch war, bedeutet, dass es vor dem Sündenfall eine Zeit ohne Realität der Sünde gab!


Adam und Eva im Neuen Testament: Die Historizität Adams wird vorausgesetzt

Wir wollen zum Schluss noch kurz ins Neue Testament blicken, um zu sehen wie unsere ersten Kapitel im Buch Genesis (insbesondere die Rolle von Adam und Eva) aufgegriffen werden. Die eine berühmte Stelle findet sich im Jesuswort aus Matthäus 19,4: 'Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer am Anfang die Menschen als Mann und Frau erschuf?'

Jesus schien vorauszusetzen, dass die Geschichte mit Adam und Eva, wie Genesis sie beschreibt, am Anfang war. Spannend wird es bei Paulus. Der Apostel ging davon aus, dass Gottes Schöpfung ursprünglich gut war und immer noch ist (1. Tim. 4,4), dass aber die Sünde durch Adam (und Eva) in diese gute Welt kam:

Durch einen einzigen Menschen – Adam – hielt die Sünde in der Welt Einzug und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise ist der Tod zu allen Menschen gekommen, denn alle haben gesündigt. (Römer 5,12)

Und im ersten Korintherbrief finden wir diese Argumentationslinie (Hervorhebung von mir):

Dasselbe zeigt ein Vergleich zwischen Adam und Christus. Unser jetziger Körper entspricht dem, den Adam, der erste Mensch, bekam, als Gott ihn – wie die Schrift sagt – zu einem »lebendigen Wesen« machte. Unser künftiger Körper hingegen entspricht dem, den Christus, der letzte Adam, bei seiner Auferstehung bekam – Christus, der uns durch seinen Geist lebendig macht. (1. Kor. 15,45)

Paulus kontrastiert die alte mit der neuen Schöpfung. Die alte Schöpfung wird mit Adam gleichgesetzt, dem ersten Menschen dieser Schöpfung. Die neue Schöpfung dagegen eröffnet sich durch Christus, den zweiten und himmlischen Adam, dem ersten Menschen dieser neuen Schöpfung. Macht es Sinn zu argumentieren, dass Paulus 'Adam' hier einfach symbolisch oder typologisch braucht? Dass ihm die Historizität von Adam völlig egal ist? Collins zitiert N. T. Wright dazu:

Dieses Argument ... ist nicht typologisch (zwei Ereignisse, die im Muster, aber nicht unbedingt in der narrativen Reihenfolge miteinander verbunden sind), sondern narrativ. Mit Gen 2,7 beginnt eine Geschichte, die Paulus ... nun zu Ende führen kann.

Das 'narrative' Argument von Paulus in Kapitel 15 des ersten Korintherbrief funktioniert kurz zusammengefasst etwa so: Den Schlamassel haben wir einer Person (Adam) zu verdanken. Er verursachte (zusammen mit Eva) das Problem, das uns nun leider alle betrifft (weil Adam uns als Vater der Menschheit repräsentierte). Jetzt gibt es aber eine Person (Christus), die etwas getan hat, dass uns aus diesem Schlamassel befreit, uns, die wir durch Christus repräsentiert werden. Mit Adam nahm die unheilvolle Story ihren Anfang, in Christus findet sie ihr Heil. Hier wird klar, dass wir es mit konkreten, historischen Personen zu tun haben, deren Handlungen globale Konsequenzen mit sich bringen.


Diese Erklärung bleibt nach wie vor die beste Erklärung dafür, woher Sünde in diese Welt kam und wie Gott gemäss seinem Heilsplan darauf reagierte und den heilvollen Zustand in Christus letztlich ganz wiederherstellte, ja vervollständigte und übertraf. Wenn Adam und Eva nur als mythologische Typen fungieren, verliert das paulinische Argument seine Durchschlagskraft und wird weit mehr als schwammig. Wir schliessen dazu mit diesen Gedanken von N. T. Wright aus seinem Römerbriefkommentar:

Paulus glaubte eindeutig, dass es ein einziges erstes Paar gegeben hatte, dessen Mann, Adam, ein Gebot erhalten hatte und es gebrochen hatte. Wir können sicher sein, dass Paulus sich der mythischen oder metaphorischen Dimensionen der Geschichte bewusst war, aber er hätte diese nicht als Zweifel an der Existenz und der Ursünde des ersten historischen Paares angesehen. Unser Wissen über die frühe Anthropologie ist, gelinde gesagt, lückenhaft. Jedes Mal, wenn ein weiterer, sehr früher Schädel ausgegraben wird, jubeln die Zeitungen über die Entdeckung der ersten Menschen; Wir haben Adam und Eva vollständig in die Welt der Mythologie verbannt, sind aber immer noch auf der Suche nach ihrem Ersatz. Wie „Sünde“ zu Beginn der Menschheitsgeschichte ausgesehen hätte, lässt sich nicht sagen; Aber die Abkehr von einer offenen und gehorsamen Beziehung zum liebenden Schöpfer und die Hinwendung zu dem, was zwar schön und verlockend, aber nicht Gott ist, ist ein so vielseitiges Phänomen, dass es nicht schwer ist, es sich auf jeder Stufe der anthropoiden Entwicklung vorzustellen. Der allgemeine, weitverbreitete Glaube, dass die frühen Geschichten in Genesis von Charles Darwin schlicht widerlegt wurden, ist natürlich Unsinn, auch wenn er in der zeitgenössischen Mythenbildung so oft untermauert wird. Die Dinge sind nicht so einfach, weder in der biblischen Theologie noch in der Wissenschaft.


[1] Weiter Gründe, die angegeben werden könnten sind u.a.: Genesis spricht ziemlich klar von einem ersten menschlichen Paar. Zuerst wurde der Mann geschaffen, dann die Frau für den Mann (und umgekehrt). Dieses erste Paar und ihr Zusammenkommen, die Ehe, die sie schliessen, gilt dann im Laufe der biblischen Story als Prototyp. Weiter können wir die Genealogien nennen, die Adam an der Spitze der Menschheit setzen (so wie ich es interpretieren würde): vgl. 1. Chronik 1,1, und namentlich den Stammbaum Jesu, der die Linie von Jesus bis zu Adam zurückverfolgt und dazu sogar betont, dass Adam 'von Gott geschaffen' war (vgl. Lk 3,38).






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