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  • matt studer

Wie lebe ich meine SOLA Spiritualität praktisch? Zweiter Versuch

Aktualisiert: 12. Dez. 2023


Spiritualität hat damit zu tun, wohin die letzten Gedanken des Tages, gerade noch vor dem Einschlafen, hinwandern. Wohin ziehen sie mich? Zu den Problemen von Morgen? Zu den schönen Momenten von heute? Zu meinen gelungenen Leistungen oder den vergeigten Möglichkeiten? Führen sie mich in Richtung Frieden, oder speisen sie meine Ängste und Sorgen? Nagen sie an mir, klagen sie mich an, oder lassen sie mich gehen? Kreisen sie, oder finden sie Ruhe? Schauen sie nach oben oder nach unten?


In diesen Momenten hilft mir diese Frage (und vor allem die Antwort darauf): Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? (Frage 1 des Heidelberger Katechismus). Antwort:


Dass ich mit Leib und Seele, im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre.


Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst; und er bewahrt mich so, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muß.


Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiss und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben.



Es ist spannend, dass der Heidelberger Katechismus hier von Trost spricht und nicht von Glück, Gewinn oder Freude. Es ist, als würde er die mühseligen und schicksalshaften Momente, die das Leben so mit sich bringt, vorwegnehmen und seine perspektivische Antwort darauf geben wollen. Aber das Leben ist ja nicht nur Leid und Mühsal, auch wenn Aspekte und Phasen des Lebens es sind. Deswegen ergänze ich gerne: 'Was ist mein ganzes Glück, mein ganzer Gewinn im Leben (und im Sterben)?'


Wie dem auch sei, ich finde Trost und Glück in der Antwort, respektive in der Wahrheit, in die mich diese Antwort hineinführt. Ich gehöre nicht mehr mir selber, sondern Jesus, der mich als sein Eigentum erworben hat (1 Kor 6,19-20). Diese Perspektive engt mich alles andere als ein (höchstens mein altes, sündiges Ego). Sie macht mich wirklich frei! Ich bin es nicht, der meinem Leben Sinn und Halt geben muss. Nicht ich muss meinem Leben Bedeutung verschaffen oder mich aus meinen Miseren erlösen. All das (und noch viel mehr) wird mir von aussen zugesprochen. Es bin nicht länger ich, der aus mir selbst heraus lebt, sondern ich lebe in Christus und er in mir (Gal 2,20, Joh 15,5). Auch wenn hier viel Geheimnis mitschwingt, meine Einheit mit Christus ist real. Er gibt mir seinen Heiligen Geist, der in mir lebt und mich mit ihm verbindet. Es ist dieser Geist, der mich meines geistlichen Lebens in Christus gewiss macht und der mein Leben jetzt bestimmt, mich bereit macht von Herzen willig ihm zu leben (Eph 1,13, Röm 8,14). Das ist befreiend! Mein Leben bekommt eine Heimat und Identität, einen Sinn und eine Richtung.


Meine ganze Existenz, Leib und Seele, im Leben und im Sterben, gehört nun Gott. Ich kann endlich loslassen. Denn ER weiss um alles und er weiss es besser. Er ist souverän (wer, ausser die Kahlköpfigen unter uns, hat seine Haare bis aufs Letzte gezählt? Lk 12,7). Selbst meine Nöte und Herausforderungen sind nicht sinnlos und umsonst. Sie dienen mir zum Besten, weil Gott mich gerade auch durch schwierige Umstände mehr und mehr in das Bild seines Sohnes verwandelt (Röm 8,28, Jak 1,2-4). Der Wille meines Vaters im Himmel bestimmt den Verlauf meines Lebens. Ich darf meine vermeintliche Kontrolle abgeben. Ich kann meine Vorstellungen und Sehnsüchte, meine Nöte und Sorgen in seine Hand legen und am Ende des Tages Frieden finden.


Warum bin ich mir dieser Dinge gewiss? Warum weiss ich, dass Gott mich so liebt? Weil sein Sohn mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst hat. Nirgendwo sonst finde ich diese Gewissheit, weder in mir noch irgendwo auf dieser Welt. Und ich weiss, der seinen Sohn für mich gegeben hat, trägt mich auch durch, bis zum Schluss. Nichts kann mich von seiner Liebe trennen (Röm 8,31-39).


So stelle ich mir also am Ende eines Tages diese Frage und rezipiere die Antwort darauf - und meine Gedanken und Gefühle kommen zur Ruhe in Gott. Und wenn ich mal am Ende meiner Tage ankomme (im Leben und im Sterben), bin ich mir gewiss: 'In Frieden kann ich mich nun hinlegen und schlafen. Denn du, HERR, gibst mir einen Ort, an dem ich unbehelligt und sicher wohnen kann.' (Psalm 4,9)

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