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  • matt studer

B A U M W E L T E N

Aktualisiert: 12. Feb. 2022


Die vielen Bäume und die wenigen Menschen – die machen den Wald so schön.

(Otto Weiß)


Denn ein Baum hat Hoffnung, auch wenn er abgehauen ist; er kann wieder ausschlagen, und seine Schösslinge bleiben nicht aus. (Hiob 14,7)



Wie schön er doch ist, der Wald! Sei es im Herbst, wenn seine Blätter fallen, oder im Frühling, wenn die Knospen spriessen. Im Sommer, wenn er vor der drückenden Hitze schützt und selbst im Winter, wenn der Schnee ihn geheimnisvoll einhüllt. Fast ein Drittel der Landfläche dieses Planeten besteht (noch) aus Wald. Das sind insgesamt ungefähr vier Milliarden Hektaren Wald. Der Taiga-Wald, Laub- oder Urwald bietet Lebensraum für die meisten Tiere dieser Erde. Unser Wald wird auch als die grüne Lunge der Erde bezeichnet, da er CO2 bindet, gemäss Gottes 'Protokoll'. Wir alle brauchen ihn. Für die einen ist er ein Ort der Erholung und des Spiels, für andere ein Kraftort. Die einen klettern die Bäume hinauf, andere umarmen sie und wieder andere brauchen das Holz zum Feuer machen. Wald ist eine geniale Idee Gottes.


Manchmal sehen wir vor lauter Bäumen den Wald nicht, aber manchmal verschwinden vor lauter Wald die einzelnen Bäume. Zu allen Zeiten hat man bestimmten imposanten Bäumen Namen verliehen, so als ob sie eine Persönlichkeit besässen. Es ist interessant, dass auch in der Bibel gewisse Bäume Namen bekamen, meistens im Zusammenhang mit wichtigen Ereignissen oder Personen. Da gab es die Palme der Richterin Debora, in deren Schatten sie ihre Regierungsgeschäfte verrichtete (Richter 4,4-5). Oder dort stand die Klageeiche, die an eine andere Debora erinnerte, die unter ihr begraben lag (1 Mose 35,8). Markante Bäume galten auch als wichtige Orientierungspunkte. Die Eiche Tabor (1 Samuel 10,3) oder die Zaubereiche (Richter 9,37). Aber die berühmtesten Bäume der Bibel sind wohl diese beiden Kandidaten:

Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. (1 Mose 2,9)


Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben. (1 Mose 2,16-17)

Da stand er also, dieser verhängnisvolle Baum, mitten im Paradies. Gott selbst liess ihn dort wachsen. Warum? Um den Menschen eine fiese Falle zu stellen? Um sie zu quälen? Gewiss nicht! Manchmal höre ich den Vorwurf an Gottes Adresse, dass er knauserig war, da er den Menschen die Früchte dieses schönen Baumes vorenthalten wollte. Doch stimmt das wirklich? Gott erlaubte doch den Menschen, von allen Bäumen im Garten zu essen. Überfluss war der Normalzustand, nicht 'schmürzelen'. Ich glaube auch nicht, dass es hier primär um den freien Willen als philosophische Möglichkeit ging. Dass Gott diesen Baum dazu brauchte, damit der Mensch sich frei für oder gegen ihn entscheiden konnte. Ich glaube vielmehr, dass es Gott ganz wesentlich um Vertrauen und Gehorsam ging. Gott hatte den Menschen für die Beziehung mit ihm geschaffen. War der Mensch nun bereit, ihm ganz zu vertrauen und auf sein Wort zu hören und dadurch zu reifen, wie die Äpfel und Birnen oder Mangos und Papayas dieses schönen Baumes? Ja, ich glaube, dass Gott hier einen Reifungsprozess vorsah. Die Menschen, neu geschaffen im Paradies, waren nämlich noch nicht fix und fertig. Sie sollten wachsen im Vertrauen, dass Gott es gut mit ihnen meinte. Wachsen und standhaft sein im Gehorsam und der Abhängigkeit von Gottes Wort. Doch ...

Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß. Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze. Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht Gottes des HERRN zwischen den Bäumen im Garten. (1 M. 3,5-8)

Der Baum war nicht das eigentliche Problem, sondern der Mensch, der lieber der Schlange vertraute als Gott und sich von dem Gedanken verführen liess 'so zu sein wie Gott'. Man sagt ja, 'je höher der Baum, je schwerer der Fall.' In diesem Fall war der Fall sehr tief - so tief, dass die ganze Schöpfung Risse bekam. Die Vertrauensbeziehung zu Gott ging in die Brüche. Aber auch die Beziehung der Menschen zueinander und das innere Gleichgewicht des Menschen erlitten dabei Schaden. Die Bäume, die Gott für den Menschen geschaffen hatte, dienten dem Menschen nun als Versteck vor Gott (gab es vor dem Fall schon 'Versteckis spielen'?). Gott machte ernst mit den vorher angekündigten Konsequenzen. Der Mensch starb zwar nicht augenblicklich, aber die Beziehung zu seinem Schöpfer und Vater durchlebte diese schmerzhafte Trennung. In der Folge dieses tragischen Events litten auch die Bäume. Sie wurden missbraucht als Orte der Götzenanbetung, unter denen grauenvollerweise sogar Kinder geschlachtet wurden (Jes 57,4-5). Und im Zuge der Menschheitsgeschichte, in der sich der Mensch immer wieder anmasste, 'so wie Gott zu sein', benahm er sich wie die Axt im Walde und holzte (und holzt immer noch!) in seinem Grössenwahn die Wälder ab, um damit seine königlichen Paläste zu schmücken. Darum gehören vielleicht auch die Bäume zu dem Teil der Schöpfung - die Schöpfung, die unter ihrem Zustand seufzt und sehnsüchtig auf ihre Erlösung wartet (Röm 8,19-22).



Doch gab es da ja noch jenen anderen Baum, den Baum des Lebens, der in dieser tragischen Geschichte irgendwie im Schatten des Baumes der Erkenntnis platziert war.

Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und nehme auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich! (1 Mose 3,22

Die Konsequenz des menschlichen Ungehorsams war der Tod, sowohl der geistliche als später auch der physische Tod. So war es eine logische Folge, dass Gott die Menschen aus dem Paradies verwies, damit sie keinen Zugang mehr zu diesem Baum des Lebens hatten (1 Mose 3,23-24). Es ist schon ein mysteriöser Baum, dieser Baum des Lebens. Warum stand er da? Was war seine Aufgabe? Dieser Baum wird (ausser symbolisch gedeutet in den Sprüchen Salomos: siehe Sprüche 3,18 und 11,30) erst wieder am Ende der Bibel, im Buch der Offenbarung prominent. So als ob er die ganze Geschichte von Schöpfung bis Neuschöpfung als Buchdeckel einrahmen wollte.

An beiden Ufern des Stroms wächst der Baum des Lebens. Zwölfmal im Jahr trägt er Früchte, sodass er jeden Monat abgeerntet werden kann, und seine Blätter bringen den Völkern Heilung. (Offb 22,2)

Am Ende der Geschichte erfüllt der Baum des Lebens seinen Zweck. Ich vermute, dass es Gottes Absicht war, dem Menschen schon im Paradies ewiges Leben zu schenken, wenn dieser seine Gehorsamsprüfung denn bestünde. Der Text deutet dies implizit an, weil Gott den Menschen als Konsequenz nach dem Fall die Lebensfrucht verweigerte. Aber am Ende dürfen wir kommen und von dem Baum essen - und damit ewig leben.


Zugang zum Baum des Lebens haben alle, 'die ihre Kleider waschen und sie von allem Schmutz reinigen. Sie haben das Recht, vom Baum des Lebens zu essen' (Offb 22,14). Es ist nicht so einfach. Wir können nicht einfach 'über den Zaun ins Paradies zurücksteigen'. Die Frucht des ewigen Lebens lässt sich nicht so einfach pflücken, allen ingeniösen menschlichen Bemühungen zum Trotz. Zu hoch hängt sie am Baum. Sie kann uns nur geschenkt werden. Und Gott schenkt uns diese Frucht in Christus. Jesus kam auf diese Welt, um 'für uns' den Gehorsam zu lernen, den Adam und Eva (und alle Menschen nach ihnen) verweigert haben (Heb 5,7-8). Und er kam, um für den Ungehorsam der Kinder Adam's zu sterben, 'damit durch den Gehorsam eines Einzigen alle zu Gerechten werden' (Röm 5,19). Ist es darum ein Zufall, dass Jesus an einem Holzkreuz starb?

Verflucht ist jeder, der am Holz hängt. (Gal 3,13)

Für Jesus wurde dieses Holz zu seinem Todesbaum. Doch für uns wird sein Kreuz zum Baum des Lebens. Christus hing für uns 'am Holz', damit nun wir die Frucht des Lebens pflücken dürfen. Und dabei werden wir, bildlich gesprochen, selbst zu solch lebendigen Bäumen, verwurzelt in Christus (Ps 1 und Jeremia 17,7f; Jes 61,3).


Der am Holz hing und starb, ist auferstanden und wird wiederkommen als König über die Wälder und über die ganze Welt. Die stöhnende Schöpfung wird dann endlich von ihrer Vergänglichkeit erlöst werden (Röm 8). Wenn du das nächste mal durch den Wald gehst, kannst du vielleicht das leise Seufzen der Bäume hören, die auf ihren Retter warten. Und eines Tages wird die ganze Schöpfung mit ihnen jubilieren, wenn ER endlich kommen wird.

Die Felder sollen in Jubel ausbrechen mit allem, was auf ihnen wächst! Auch alle Bäume im Wald sollen jauchzen, wenn der HERR kommt! (Ps 96,12)



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