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  • matt studer

Wie lebe ich meine SOLA Spiritualität praktisch? Erster Versuch

Aktualisiert: 12. Nov. 2021


Wenn mich jemand fragt, wie ich denn meine Beziehung zu Gott lebe - wie sich meine Spiritualität im Alltagsleben ausgestaltet - dann würde ich ihm eine Geschichte erzählen.

Am selben Tag gingen zwei von den Jüngern nach Emmaus, einem Dorf, das zwei Stunden von Jerusalem entfernt liegt. Unterwegs sprachen sie miteinander über alles, was in den zurückliegenden Tagen geschehen war; und während sie so miteinander redeten und sich Gedanken machten, trat Jesus selbst zu ihnen und schloss sich ihnen an. Doch es war, als würden ihnen die Augen zugehalten: Sie erkannten ihn nicht. »Worüber redet ihr denn miteinander auf eurem Weg?«, fragte er sie. Da blieben sie traurig stehen, und einer von ihnen – er hieß Kleopas – meinte: »Bist du der Einzige, der sich zur Zeit in Jerusalem aufhält und nichts von dem weiß, was dort in diesen Tagen geschehen ist?« – »Was ist denn geschehen?«, fragte Jesus. Sie erwiderten: »Es geht um Jesus von Nazaret, der sich durch sein Wirken und sein Wort vor Gott und vor dem ganzen Volk als mächtiger Prophet erwiesen hatte. Ihn haben unsere führenden Priester und die anderen führenden Männer zum Tod verurteilen und kreuzigen lassen. Und wir hatten gehofft, er sei es, der Israel erlösen werde! Heute ist außerdem schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Doch nicht genug damit: Einige Frauen aus unserem Kreis haben uns auch noch in Aufregung versetzt. Sie waren heute früh am Grab und fanden seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, Engel seien ihnen erschienen und hätten ihnen gesagt, dass er lebt. Daraufhin gingen einige von uns zum Grab und fanden alles so, wie es die Frauen berichtet hatten. Aber ihn selbst sahen sie nicht.« Da sagte Jesus zu ihnen: »Ihr unverständigen Leute! Wie schwer fällt es euch, all das zu glauben, was die Propheten gesagt haben! Musste denn der Messias nicht das alles erleiden, um zu seiner Herrlichkeit zu gelangen?« Dann ging er mit ihnen die ganze Schrift durch und erklärte ihnen alles, was sich auf ihn bezog – zuerst bei Mose und dann bei sämtlichen Propheten. So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wollte er weitergehen. Aber die beiden Jünger hielten ihn zurück. »Bleib doch bei uns!«, baten sie. »Es ist schon fast Abend, der Tag geht zu Ende.« Da begleitete er sie hinein und blieb bei ihnen. Als er dann mit ihnen am Tisch saß, nahm er das Brot, dankte Gott dafür, brach es in Stücke und gab es ihnen. Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Doch im selben Augenblick verschwand er; sie sahen ihn nicht mehr. »War uns nicht zumute, als würde ein Feuer in unserem Herzen brennen, während er unterwegs mit uns sprach und uns das Verständnis für die Schrift öffnete?«, sagten sie zueinander (Lukas 24,13-32)

Was hat diese Geschichte mit mir zu tun? Ganz viel, auch wenn ich eher schon älter als Jünger bin und mich nicht in Gemeinschaft mit dem leibhaftigen Jesus unterwegs nach Emmaus befinde. So häufig sinne ich im alltäglichen Leben über das nach, was ich grad erlebt habe und mich im Moment beschäftigt. Gedanken und Gefühle, Hoffnungen und Ängste, Unsicherheiten und Freuden bewegen mich. Manchmal denke ich über die Zukunft nach, mal ängstlich, mal hoffnungsvoll. Manchmal holt mich die Vergangenheit ein. Jesus fragt mich: 'Wovon handelt dein innerer Dialog?' Er fordert mich heraus: 'Hast du deine Antworten dort gesucht, wo ich bin?' 'Hast du auf etwas gehofft, das sich nicht bewährt hat, weil es nicht mit mir zu tun hatte?' 'Hast du ein eigenes Bild von mir gemacht, das nun in einer schwierigen Situation zerbröckelt ist?' Jesu Fragen sind immer voller Sanftmut und Demut (Mt 11,29). Sie fordern heraus und befreien zur gleichen Zeit. Sie helfen mir, aus meiner menschlich begrenzten Wahrnehmung und meinem beschränkten Denken auszubrechen und zur göttlichen Wirklichkeit durchzubrechen. Mein Gebet ist: 'Öffne mir die Augen, denn sie werden mir zugehalten (oder ich halte sie mir selbst zu)!'


Und Jesus zeigt sich mir - in seinem Wort. Er öffnet mir die Augen und zeigt mir seine Wirklichkeit, wie es wirklich um mich steht. Er erklärt mir meine Situation, mein Leben in Bezug auf ihn - und meine Gedanken und Gefühle kommen zur Ruhe. Ich finde ihn, wenn er mit mir das Wort durchbuchstabiert. Und es fängt in meinem Herzen an zu brennen. Ich möchte bleiben, vielleicht noch für ein Mahl. Dies ist mein Leib, dies der Kelch. Ich bin wie einer dieser Jünger (wenn auch älter), der im Wort und im Mahl Gemeinschaft mit Jesus geniesst und ihm dabei die Augen geöffnet werden.
























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