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  • matt studer

Hat Gott einen Plan für mein Leben? - Zwei Bücher über Gottes Führung

Aktualisiert: 29. Aug. 2022


Je planmässiger der Mensch vorgeht, desto wirkungsvoller trifft ihn der Zufall.

(Friedrich Dürrenmatt)



Wir Menschen schmieden Pläne: Arbeitspläne, Zukunftspläne, Ferienpläne. Nur dass es dann manchmal nicht immer ganz nach Plan läuft. Trotzdem, planen heisst, sein Leben in die Hände zu nehmen und es gezielt zu gestalten, es nicht dem Zufall zu überlassen.


Als Christen gehen wir normalerweise davon aus, dass auch Gott plant und nicht einfach blind in die Nacht hinaus handelt. Darüber hinaus glauben wir, dass Gott irgendwie einen Plan für unser Leben hat. Dass wir keine Geschöpfe des Zufalls sind, sondern Menschen mit einer göttlichen Berufung, geschaffen dafür, etwas Bestimmtes und Sinnvolles in der Welt zu vollbringen.


Natürlich gibt es unter Christen recht verschiedene Vorstellungen darüber, wie man sich diesen göttlichen Plan für sein Leben vorstellen soll. Erstreckt er sich bis ins minimste Detail meines Lebens oder geht es mehr um (m)eine allgemeine Berufung, um die ganz groben Linien? Was uns am allermeisten interessiert ist, wie wir diesen göttlichen Plan für unser Leben herausfinden könnten. Es nützt ja wenig, wenn Gott einen super Plan für uns bereit hätte, wenn wir diesen letztendlich doch verpassen. Vielleicht weil wir zu wenig aufmerksam hingehört oder zu wenig danach gesucht haben. Also machen wir uns auf, Gottes Plan für uns zu entdecken. Aber unsere Suche verläuft meistens nicht geradlinig. Unsicherheiten, Enttäuschungen, offene Fragen oder Zweifel gesellen sich alsbald dazu, so dass wir uns wundern, ob es überhaupt möglich ist, den einen, guten, göttlichen Plan für uns erkennen zu können.


Gott hat keinen Plan für dein Leben ...

... heisst das aktuelle Buch von Manuel Schmid zum Thema (mit dem Untertitel: aber 1000 Möglichkeiten mit dir ans Ziel zu kommen). Dieser provokative Titel zielt gegen die gängige christliche Praxis, Gottes Plan 'in jeder Situation des Lebens' finden zu wollen (S. 20) und sich dabei der ständigen Gefahr auszusetzen, aus diesem Plan herausfallen zu können. Was, wenn diese oder jene Entscheidung trotzdem falsch war? 'Was, wenn ich mich nun jeden Tag mehr vom guten Plan Gottes entferne und schlussendlich im Abseits lande'? (S. 21). Führt diese ständige Sucherei nicht zu einer gestressten Unsicherheit anstatt in den permanent inneren Frieden, den Christus uns verheisst? Demgegenüber möchte Manuel Schmid einwenden, dass es uns nicht täglich darum gehen soll, 'die eine richtige Entscheidung zu treffen und die eine richtige Weggabelung zu erwischen.' (S. 22)

Denn Gott ist nicht der grosse Souffleur im Theater dieser Welt, der uns in jeder Lebenslage seinen unzweifelhaften Willen ins Ohr flüstert.

Vielmehr geht es doch darum, 'mit Gottes Gegenwart zu rechnen - auch dort, wo wir vor lauter Möglichkeiten paralysiert sind, oder dort, wo wir auf Abwege geraten.' (S. 22).


Das tönt ja eigentlich nach einem weisen und entspannenden Ratschlag. Nicht immer zuerst Gottes Willen abfragen, wenn man vor dem Regal steht und aus zwanzig verschiedenen Waschmitteln das 'Richtige' auswählen soll. Und dann muss ich vielleicht auch nicht zuerst einen Orakelspruch einholen oder mein Fell auslegen wenn es darum geht, wen ich heiraten oder welches Studium ich wählen soll. Vielleicht mutet Gott mir ja solch grosse Entscheidungen sogar zu? Schmid spricht denn auch von einem grossen Abenteuer, in das Gott uns mitnehmen will und zu dem wir unseren eigenen Teil aktiv beitragen sollen. Gottes Plan für uns ist nicht, dass wir ob seinem Willen für unser Leben unter passiven Lähmungserscheinungen leiden, sondern dass wir uns entschieden und mutig in dieses Abenteuer einbringen, mit unserer Persönlichkeit und unseren Vorlieben und Wünschen, mit unserem ganzen Menschsein.


Soweit ganz ähnlich sieht James Petty die Sache (aus dem Buch 'Mein Leben - Sein Plan'):

Wenn Gott einen festgelegten, detaillierten Plan für das Leben jedes Christen hat und er möchte, dass wir diesem Plan folgen, was machen wir dann, wenn wir von diesem abweichen? Na ja, wir müssen uns mit Plan B begnügen und es irgendwie von dort aus schaffen. (Seite 49)

Auch für Petty geht es nicht darum ständig zu hinterfragen, ob man jetzt in Plan A oder Plan B (oder gar Plan C) läuft. Denn Gott möchte von uns, dass wir in Weisheit und Reife wachsen, so dass wir mehr und mehr in der Lage sind, uns für das 'Richtige' und Gute zu entscheiden. Oder wie es der Apostel Paulus ausdrückte: 'Lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Willen ist - ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist.' (Römer 12,2) Keine unreife, ungesunde Abhängigkeit von einem göttlichen Winken mit dem Zaunpfahl, sondern ein von der göttlichen Wahrheit gesättigtes, mündiges Leben, das uns entscheidungsfreudig und handlungsfähig macht.


Haben wir einen Plan von Gottes Plan? - Unser Gottesbild und was das für (pastorale) Konsequenzen haben könnte

Bis jetzt haben wir uns vor allem mit der menschlichen Seite 'des Problems' beschäftigt. Und dazu gäbe es noch so viel mehr zu räsonieren: Wie können wir überhaupt weise und mündig werden? Gäbe es (biblische) Raster, die uns helfen würden, in einer komplexen Situation gute Entscheidungen zu treffen? (Zur Beschäftigung solcher Fragen würde sich das Buch von James Petty gut eignen). Ich möchte solche Fragen nun aber beiseite legen und den Fokus auf die 'göttliche Seite' richten: Hat Gott jetzt einen Plan oder nicht? Und wenn ja, wie umfangreich ist sein Plan für mein Leben? Anders ausgedrückt, plant Gott noch oder improvisiert er schon?


Der offene, flexible Gott? [1]

Manuel Schmid versteht den biblischen Gott als einen flexiblen Architekten, der mit den Menschen interagiert und sich der Situation auch schon mal anpasst. Gottes Geschichte ist keine Geschichte nach LEGO-Bausatz-Anleitung, sondern mehr ein improvisiertes und mit dem Menschen kooperierendes Erfinden von etwas Neuem, noch nicht bis ins Detail Ausgedachtem. Manuel erinnert sich an ein LEGO-Bauprojekt mit seinem Sohn, bei dem 'geplant' war, ein schnelles Sportauto zu bauen. Nach der anfänglichen Bauphase wurde festgestellt, dass das Gefährt mehr in Richtung U-Boot ging und noch später am ehesten einem Raumschiff glich. Lässt sich diese LEGO-Episode nicht darauf anwenden, wie Gott unser Leben mit uns zusammen voranbringt?

Er bleibt dran in deinem Leben! Und wenn er es nicht zum Fahren bringt, dann bringt er es zum Schwimmen, und wenn er es nicht zum Schwimmen bringt, dann bringt er es zum Fliegen - auf jeden Fall lässt sich derjenige, der seine Geschichte mit dir angefangen hat, nicht beirren, nicht einschüchtern und nicht verunsichern. (S. 101)

Ist Gott allwissend, allmächtig? Hat er diese Welt allzeit und bis ins Detail unter Kontrolle (ist er souverän)? Und überhaupt, wie sind diese Attribute zu verstehen? Schmids Gott ist einer, der diese Welt riskiert, der die Beziehung mit dem Menschen wagt und dabei mit Ablehnung rechnet, aber trotzdem immer weiter liebt. Dieser risikobereite Gott offenbart sich in seiner Essenz im gekreuzigten Christus:

In Jesus Christus kommt er als Mensch mitten unter uns und stellt sich der Zerbrechlichkeit des Lebens in letzter Konsequenz. Schon bald überschlagen sich die Ereignisse. Der Gottessohn wird verraten, gefoltert, hingerichtet. Der Gedanke, dass Gott "alles im Griff" behält oder die Ereignisse aus sicherer Distanz lenkt, lag nie ferner als hier. (S. 81)

Der souveräne, führende Gott? [2]

Man kann das Porträt des biblischen Gottes auch ganz anders zeichnen. James Petty nimmt auf die Geschichte Josefs Bezug, der von seinen Brüdern als Sklave nach Ägypten verkauft wurde. Kein gelungener Start in die Pubertät, möchte man meinen. Im Land der Pyramiden bewegte sich die Karriere Josefs weiter spiralförmig abwärts, vom Diener eines bedeutenden Politikers bis ins Gefängnis. Das tönt nicht gerade nach Gottes gutem Plan für Josefs Leben, oder? Als aber Josef vom Pharao rehabilitiert wurde und seine Brüder (die wegen einer Hungersnot aus Israel nach Ägypten kamen) empfing, sagte er diesen spannenden Satz:

Ihr zwar habt Böses gegen mich geplant, Gott aber hat es zum Guten gewendet, um zu tun, was jetzt zutage liegt: ein so zahlreiches Volk am Leben zu erhalten. (1. Mose 50,20)

Hat Gott hier einfach das Beste aus der schlimmen Situation improvisiert, oder war dies alles von Beginn an so geplant? Mann muss fairerweise sagen, dass man den Satz Josefs in beide Richtungen interpretieren könnte. Was auf jeden Fall klar wird ist, dass böse (und es scheint frei entschiedene) menschliche Handlungen Gott nicht davon abhalten, seinen guten Plan voranzubringen. Petty geht noch einen Schritt weiter: 'Was in der Geschichte von Joseph unausgesprochen mitschwingt, wird in der Bibel ausdrücklich gelehrt: dass jede Handlung jedes Einzelnen gemäss des unveränderlichen Planes Gottes geschieht.' (S. 55) So lenkt Gott das Herz der Könige und Herrscher wie Wasserbäche (Sprüche 21,1) und vollbringt sowieso alles, was er sich vorgenommen hat (Jesaja 46,9-10). Ja, Gottes unverrückbarer Plan wird gezielt mit allem menschlich unsicheren Planen kontrastiert:

Ein Mensch macht vielerlei Pläne in seinem Herzen; aber der Ratschluss des Herrn hat Bestand. (Sprüche 19,21)

Also doch keine LEGO-Improvisation, sondern ein klarer, festgelegter Bauplan? Und wie lässt sich das auf mein Leben übertragen? Wenn Gott schon alle meine Haare gezählt hat, kann ich dann nicht davon ausgehen, dass er alles andere, weniger Triviale, auch 'weiss' und ich mich gerade darum nicht ängstigen muss (Lk 12,7)? [3] Und wenn Paulus schreibt, 'Alles trägt zum Besten derer bei, die Gott lieben', darf ich dann nicht sicher sein, dass Alles auch wirklich Alles meint und nichts vergessen geht? (Röm 8,28). Dass jeder LEGO-Baustein meines Lebens Gottes guten Plan verwirklicht, so wie bei Josef (auch wenn ich das nicht erschöpfend verstehen kann)?


Dieser souveräne Gott ist auf keinen Fall weniger an einer Beziehung mit dem Menschen als Menschen (und nicht als Marionette) interessiert. Der freie Wille des Menschen wird biblisch gesehen nie gegen das souveräne Handeln Gottes ausgespielt. Der Mensch wird nicht zu seinem Glück 'gezwungen', sondern wird aufgefordert sich für oder gegen Gott zu entscheiden (z. B. Apg 3,19; 2,38; Lk 15,7). Jeder halbwegs denkende Mensch wird an dieser Stelle wohl innehalten und nachfragen: Wie kann denn das gehen? Ein souverän handelnder Gott und gleichzeitig der freie Wille des Menschen? Verschieben wir diese philosophische Betrachtung auf einen späteren Beitrag und halten wir (zu) simpel fest, dass die Bibel die Situation einfach so spannungsvoll stehen lässt. [4] Nirgendwo zeigt sich dies deutlicher als am Kreuz:

Diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Ungerechten ans Kreuz geschlagen und umgebracht. (Apg 2,23)

Für mich tönt das weniger nach 'göttlichem Pokern', denn nach 'göttlicher Weisheit'. Am Kreuz ist Gottes lang gehegter Plan endlich und in unendlicher schöner Manier wahr geworden! Ausgerechnet durch die grausamste aller menschlichen Ungerechtigkeiten - ihr habt Jesus ans Kreuz geschlagen und umgebracht - kam Gottes Plan diese Welt zu erlösen an sein erwünschtes Ziel. Hier hat Gott sicher nicht gewürfelt.


Der Unterschied für unser (geistliches) Leben, unsere Beziehung zu Gott und unser Gebet?

Ich bin in dem christlichen Bewusstsein 'erzogen' worden, dass Gott wie ein Hirte ist, der seine Schafe kennt und sie führt (Ps 23 und Joh 10,1-18) und nicht wie ein Jazzmusiker, der eine Melodie nimmt und sie weiterentwickelt ohne genau zu wissen wohin. Wenn ich bete, wende ich mich an Gott, gerade weil ich weiss, dass er es 'im Griff' hat und ich nicht. Selbst wenn mir alles entgleitet und die Lebensumstände nur noch Umstände machen, weiss ich zutiefst, dass ich von ihm geführt bin. Für mich ist das ein Trost. Mehr jedenfalls, als wenn ich zu einem Gott beten würde, von dem ich zwar wüsste, dass er mich krass liebt, der aber immer zuerst selber überlegen müsste, wie er mich schon wieder aus der Patsche herausbringt. Auch wenn er mir 'immer einen Schritt voraus' wäre, gäbe mir das irgendwie nicht die Sicherheit, die ich bräuchte, vor allem wenn mein Leben gerade so Josefs-mässig verläuft. Vielleicht bin ich zu altmodisch, aber der gute Hirte steht mir so viel näher als der grosse Improvisator (und man bedenke: ich bin selbst Jazzmusiker!)


Gott hat einen Plan und der heisst: Liebe mich und deinen Nächsten wie dich selbst!

An einen souveränen Gott zu glauben heisst nicht, dass man das Leben nicht als grosses Abenteuer angehen kann. Ausser man fällt in die Kategorie 'tue nie etwas, es sei denn Gott offenbart es dir direkt vom Himmel'. Ich glaube nämlich nicht, dass wir einen solchen göttlichen Blueprint für unser Leben bekommen werden. Gott hat uns geschaffen, mit Begabungen, Sehnsüchten, Charakterstärken und Schwächen, Wünschen und unserer Biografie. Und Gott hat uns seinen Willen in der Bibel offenbart: 'Liebe Gott und deinen Nächsten (wie dich selbst)!' Das sieht auch Manuel Schmid so: 'Alles, was Gott mit dem Menschen vorhat, lässt sich darin zusammenfassen.' (S. 39) Das Abenteuer besteht darin, immer wieder neu herauszufinden, wie wir dieses Gebot, mit allem was wir sind und haben, umsetzen können. Dazu brauchen wir kein übernatürliches GPS, sondern einen Haufen biblischer Weisheit, ein demütiges Herz, Gebete, guter Rat von guten Freunden (selbst ein Merkmal biblischer Weisheit) und den Mut durch offene Türen zu gehen. Und das für mich absolut Beruhigendste dabei ist zu wissen, dass Gott mich in all meinem Ringen, Entscheiden, Warten, Ausprobieren (Improvisieren?), Vorpreschen, Beten und Handeln an der Hand hält und führt und mir alles, aber auch wirklich alles, zum Besten dienen lässt.


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[1] 'Offen' bezieht sich hier auf die Gottesvorstellung des sogenannten Offenen Theismus, für den Manuel Schmid wirbt. Nur damit keine Ungereimtheiten entstehen: Auch der offene Theismus bezieht sich auf die Bibel. Er findet in der Bibel einen Gott, der sich beeinflussen lässt und (so die Logik) wandelbar ist. Beispiele sind Abraham, der mit Gott feilscht (1. Mose 18), Gott, der sich von der Bussfertigkeit der Niniveaner umstimmen lässt, so dass Jona die Krise kriegt (Jona 3,10 und 4,2), oder die Sache mit König Saul, den Gott zuerst als 'ewigen' König einsetzt, aber dann doch schnell wieder absetzt, weil er für den Job nicht taugt (1. Samuel 15,11.35). Lassen diese und andere Stories nicht auf einen Gott schliessen, der auf menschliche Entscheidungen und Situationen reagiert, ja zu reagieren 'gezwungen' ist? Zudem betont der offene Theismus, dass Gott eine freundschaftliche Beziehung zu den Menschen sucht (Joh 15,15) und den Menschen als vollwertigen und mitspracheberechtigten 'Partner' für sein Projekt haben will. Gott will keine Marionetten, die blind ausführen, was er verordnet, denn das wäre keine echte Beziehung. Der offene Theismus betont also den freien Willen des Menschen, im Sinne von 'frei von äusseren (selbst göttlich gewirkten) Zwängen'.


[2] James Petty bedient in seinem Buch ein calvinistisches Verständnis der Souveränität Gottes, das Gott als allwissenden und allmächtigen Herrscher über diese Welt sieht. Eine gängige Formulierung finden wir im Westminster-Bekenntnis, Kapitel 5:

Gott, der grosse Schöpfer aller Dinge, erhält, lenkt, ordnet und regiert alle Geschöpfe, Handlungen und Dinge vom Grössten bis zum Kleinsten durch seine höchst weise und heilige Vorsehung, nach seinem unfehlbaren Vorherwissen und dem freien und unabänderlichen Ratschluss seines eigenen Willens zum Preis der Herrlichkeit seiner Weisheit, Macht, Gerechtigkeit, Güte und Barmherzigkeit. (aus Thomas Schirrmacher: Der evangelische Glaube kompakt)

Durch meine lange Auseinandersetzung mit der calvinistischen Theologie (wobei Luther hier gar nicht gross anderer Meinung war) kam ich mehr und mehr zum Schluss, dass dieses Gottesbild biblisch wirklich stimmig ist. Gleichzeitig begegnete mir in Gesprächen immer wieder eine krass verzerrte Vorstellung vom Calvinismus (der eiserne Calvin mit dem barschen Bart, der einen sehr strengen Gott propagiert). Es ist hier nicht der Platz, dieses Zerrbild zu zerstören, genauso wenig wie es hier möglich sein wird, den offenen Theismus genug differenziert zu beschreiben und zu widerlegen (z. B. wie lesen und integrieren Calvinisten die oben genannten Stellen, die scheinbar einen improvisierenden Gott porträtieren?). Für eine fundierte Auseinandersetzung lest bitte John Frame, No other God: A Response to Open Theism.


[3] Gerade die Frage, ob die Zukunft bereits feststeht (und Gott sie also exakt kennt), oder sie sich aus all den möglichen Möglichkeiten erst noch ergibt (und auch Gott nicht im Detail weiss, wie sie sich ereignen wird), ist eine der grossen Diskussionspunkte hier.


[4] Selbst wenn wir jetzt sehr philosophisch werden würden, müssten wir letztendlich einsehen, dass diese biblische 'Wahrheit' ihren Geheimnischarakter, oder vielleicht besser 'Spannungscharakter', nicht preisgibt. Die meines Erachtens besten Theologen haben immer versucht, mit dieser Spannung zu leben und sie nicht auf die eine oder andere Seite aufzulösen (auch wenn dann sofort der 'Du bist doch irrational' - Vorwurf folgt).



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