"Welche Strasse?"
"Er nimmt keine Strasse. Er fliegt von einem Dach zum anderen."
Was mich an Christopher Nolan's Batman fasziniert
Batman ist eine der meistverfilmten Comicfiguren überhaupt. Ich bin mit Tim Burton's Batman aufgewachsen und mit Jim Carrey, der dort den Joker mimt. Aber dann kamen die drei Batman-Filme von Christopher Nolan (2005-2012), die diese Figur für mich und für viele andere noch einmal neu definierten. Was ist so faszinierend an Nolan's Batman, gespielt von Christian Bale?
Es ist sicher die Komplexität dieser Figur, seine vielschichtige Story, die ihn dazu drängt, sich als Batman für Gerechtigkeit in Gotham City einzusetzen. Laut Nolan war die Absicht des Films von Anfang an, die Essenz dieser Legende herauszuschälen und zu zeigen, was Batman zu dem macht, wer er ist? Welche Gefühle motivieren ihn? Dabei ist Nolan's Batman real menschlich. Er ist kein Superhero mit übernatürlichen Kräften, die er per Knopfdruck freischalten kann, sondern Bruce Wayne, ein Mann mit Ecken und Kanten - und mit einer Vision. Wir können uns mit ihm identifizieren. Wir erleben die Story aus seiner Perspektive und gehen mit seiner Entwicklung, seinen Niederlagen und seinem Aufstieg mit. Wie es ein Filmkritiker formuliert:
Die bisherigen Batmanfilme gaben uns nur oberflächliche Details zu Bruce Waynes Hintergrundgeschichte, da die Bösewichte in jedem Film die Show stahlen ... Nolan und Drehbuchautor David S. Goyer haben die richtige Entscheidung getroffen, sich auf Bruce Wayne zu konzentrieren und seinen Charakter zu konkretisieren. (Google's Übersetzung)
Es ist also die Figur Bruce Wayne - alias Batman - die fasziniert. Daneben bespricht der Film die spannende Frage nach Gerechtigkeit: Wie wird Gerechtigkeit hergestellt in einer Stadt wie Gotham, die im Morast der Kriminalität versinkt? Dabei kontrastiert der Film verschiedene, inkompatible Vorstellungen von Gerechtigkeit. Welche wird es am Ende sein?

Die Story von Bruce Wayne und die Story von Gotham City
Die Geschichte von Bruce Wayne beginnt, wie jede gute Geschichte, mit einem Fall - nicht einem Sündenfall, sondern einem Fall in den Brunnen. Gemäss eines Kritikers ist diese Realität des Falls oder Gefallenseins "auf jedem Level der Story spürbar." Die behütete Kindheit von Bruce - inszeniert durch das Spielen der Kinder im paradiesischen Garten der Wayne'schen Villa - wird plötzlich schwarz untermalt. Bruce fällt in diesen Brunnen und wird von Fledermäusen, die in dem Gewölbe unter dem Brunnen hausen, attackiert. Das Erlebnis traumatisiert ihn. Die Angst vor diesen Schattenkreaturen gräbt sich tief in sein Inneres ein und wird ihn formen. Es wirkt fast so, als ob der krampfhaft anmutende Versuch von Bruce's Vater, für seinen Sohn eine heile Welt zu kreieren, hier unterwandert wird. Es ist nicht mehr alles heil. Und eigentlich war es das auch nie. Alle Versuche sich in eine Blase von 'heiler Welt' einzulullen, scheitern an der Realität jenseits des paradiesischen Gartens der Wayne Villa. Das zeigt sich parallel am 'Fall' der Stadt Gotham. Obwohl die Wayne Familie durch ihre Corporation vieles versucht hat, um diese Stadt zu retten - Bruce Vater setzte sich als Arzt für die Armen ein und versuchte deren Lebensbedingungen zu verbessern - war das Fundament bereits am bröckeln. Es musste ausgerechnet jemand aus der untersten Schicht (der eigentlichen 'Zielgruppe' von Wayne Senior's philantropischen Bemühungen) sein, der die heile-Welt-Blase zum platzten bringt: Er erschiesst Bruce's Eltern.
Nach dem Tod seiner Eltern 'fällt' nicht nur Bruce in sich zusammen, auch Gotham City zerfällt. Sogar der 'Wayne Tower', der Firmensitz der Wayne Corporation wird von einem korrupten CEO übernommen, während die ganze Stadt, bis hin zu ihrer Justiz von einem kaltblütigen Mob-Boss kontrolliert wird (nicht zu schweigen von der Psychiatrie, die von einem Wahnsinnigen - die 'Krähe' genannt - geleitet wird). Angst und Kriminalität ist an der Tagesordnung. Gerechtigkeit wird kaum noch vorgefunden. Und um diese düstere Szenerie darzustellen, orientierte sich Nolan an Filmen wie 'Blade Runner' oder den Fritz Lang Filmen wie 'Metropolis' (bessere Vorbilder hätte er nicht haben können). Gotham wirkt dystopisch, dunkel, kalt, ohne Hoffnung. Nolan selbst beschreibt es so (min. 7:30): Gotham ist 'in gewisser Weise eine normale Stadt, aber wie „ein New York auf Steroiden“.' Für mich ist Gotham eine total gelungene Mischung zwischen Skatepark-Graffity, Slum-Favela und düsterer gotischer Kirche mit verwinkeltem Lichteinfall.
Als Bruce Wayne bereits ein junger Mann ist, erfahren wir, dass der Mörder seiner Eltern eine gerichtliche Anhörung bekommt, die dazu führen könnte, das er vorzeitig entlassen wird. Bruce, aufgewühlt durch seine Rachegefühle, packt sich eine Pistole ein. Falls der Mörder entlassen würde, dann ... Im Gerichtssaal begegnen wir einem gebrochenen Mann, diesem Mörder seiner Eltern, der aufrichtige Reue zeigt. Doch Bruce's Herz wird dadurch nicht erreicht. 'Per Zufall' wird der Mann dann aber von jemand anderem (dem mysteriösen Ra's al Ghul) umgebracht. Bruce steht nur abseits und schaut zu. Ein Dialog mit Kate, seiner Jugendfreundin, gibt Einblick in sein Innenleben.
Bruce: 'Meine Eltern haben Gerechtigkeit verdient.'
Kate: 'Du sprichst nicht von Gerechtigkeit. Du sprichst von Rache.'
Bruce: 'Manchmal ist beides das Gleiche.'
Kate: 'Nein! Das ist niemals das Gleiche. Bei Gerechtigkeit geht es um Harmonie. Bei Rache nur darum, dass du dich besser fühlst.'
Danach verlässt Bruce Wayne Gotham und macht sich auf die Suche nach sich selbst, indem er zuerst in die Unterwelt absteigt. Er, der Sohn eines Milliardärs, wird selbst zum Tagedieb und beteiligt sich an Verbrechen, mit dem Ziel das 'Denken des Kriminellen' besser zu verstehen. Dieser Abstieg in die kriminelle Unterwelt veranschaulicht seine eigenen inneren Abgründe. Am Tiefpunkt seiner Reise - in einem Gefängnis irgendwo in Asien und am tiefsten Punkt seiner selbst - begegnet ihm Ra's al Gul und verspricht ihm, ihn aus der Versenkung zu holen und ihm eine sinnstiftende Mission für den Kampf für Gerechtigkeit zu geben. Bruce steigt darauf ein und steigt aus seinem Loch heraus. Um zu seiner Mission zu gelangen, muss er einen Berg erklimmen, eine blaue Blume (den Himalaya Blaumohn) pflücken und mitbringen. Dieser mystische Aufstieg gleicht einem spirituellen Aufstieg in den Himmel, die aufblühende Blume steht symbolisch für neues Leben (später, in einer paradoxen Kehrtwende, wird das Gift dieser Blume gebraucht, um Gotham City zu vergiften). Auf dem Dach des Berges findet er dann auch ein Kloster vor, wo der 'Mönch' Ra's al Gul seine Jünger, The League of Shadows in Gerechtigkeit trainiert. Wayne darf seinen inneren Ängsten in die Augen schauen, sie überwinden und eine neue Identität gewinnen. Er wird mit einer Schar Fledermäusen konfrontiert - wie damals als Kind - und überwindet seine archetypische Angst. Er ist bereit für eine neue Mission.
Zum Abschluss seines Trainings in der League of Shadows wird er vor eine innere Wahl gestellt: Entweder übernimmt er die Truppen der Liga und ordnet sich Ra's al Gul's Vision von Gerechtigkeit unter, oder dann bricht er aus und verwirklicht seinen eigenen Weg. Diese Entscheidung erreicht ihren Höhepunkt, als ein 'Gefangener', ein Krimineller vorgeführt wird und Wayne ihn als Teil seines Initiationsritual mit dem Schwert erledigen soll.
Ra's: 'Zuerst musst du dein Commitment für Gerechtigkeit demonstrieren.'
Wayne (murmelnd): 'Ich bin kein Henker.'
Ra's: 'Dein Mitgefühl ist eine Schwäche, die deine Feinde nicht teilen werden.'
Wayne: 'Gerade darum ist sie so entscheidend. Sie trennt mich von ihnen.'
Ra's: 'Die Kriminellen verspotten die Gesetze ... wenn du ihnen nicht das gibst, was sie verdienen.'
Wayne: 'Und wohin soll ich diese Männer [die League of Shadows] führen?'
Ra's: 'Nach Gotham. Gotham kann nicht mehr gerettet werden und muss sterben. ... Gotham muss zerstört werden.'
Es ist klar, dass wir Option zwei bevorzugen und so ist es auch: Wayne entschliesst sich für seinen eigenen Weg, der ihn wieder in die Nähe zum Weg seines Vaters und den von Kate bringt. Es ist, als würde er durch seinen Befreiungsschlag (er fackelt das Kloster ab, rettet aber Ra's al Gul aus Mitgefühl, weil dieser ihm so geholfen hat - wir fühlen mit!) seinen dunklen Schatten, oder die Möglichkeit diesen Schatten eines Tages doch noch zu realisieren, ablegen. Paradoxerweise führt die Rettung von Ra's al Gul zur potenziellen Möglichkeit, dass dieser Schatten ihn eines Tages doch noch einholen könnte (was dann auch geschehen wird).
Bruce Wayne kehrt als neuer Mensch nach Gotham und der Wayne Villa zurück. Er steigt den Brunnenschacht hinunter, in den er als kleiner Junge gefallen war und nimmt das von Fledermäusen bevölkerte unterirdische Gewölbe in Beschlag, um dort seine zweite Identität als Batman zu kreieren. Er hat seine Angst nun überwunden und kann jetzt dafür den Feinden Gothams als Batman Angst einjagen. Sein Butler Alfred ist erstaunt: 'Warum Fledermäuse, Master Wayne?' Wayne: 'Sie jagen mir Angst ein. Es ist an der Zeit, dass meine Feinde etwas von dieser Angst abbekommen.' Aber - und das macht eine gute Filmstory doch aus - Wayne ist noch nicht am Ziel. Warum will er die Kriminalität in Gotham eigentlich bekämpfen? Geht es ihm wirklich um Gerechtigkeit, wie sein Vater sie angestrebt hat? Oder geht es ihm darum, sich einen Namen zu machen? Der Butler Alfred, die ersatzväterliche Stimme in seinem Leben, hält ihm dies vor (und hat wohl recht): 'Du machst das nur für dich selbst!' Regisseur Christopher Nolan spielt bewusst mit dieser Dynamik zwischen persönlicher Gratifikation und objektiver Gerechtigkeit, wie er zugibt:
Der Kampf und Konflikt zwischen dem Wunsch nach persönlicher Befriedigung oder Rache und dem Gemeinwohl in einer konstruktiven, positiven Art und Weise – ist etwas Universelleres. (aus einem Interview)
Der definitive Turningpoint kommt, als Ra's al Gul plötzlich bei einer Party auf der Wayne Villa auftaucht und, als Pendant zum brennenden Kloster, Waynes Villa abfackelt. Wayne konfrontiert Ra's al Gul, bleibt stark und festigt seinen Entschluss, für Gotham und damit gegen die League of Shadows, die Gotham zerstören will, zu kämpfen.
Ra's al Gul über Gotham: 'So sollte der Mensch nicht leben. Die League of Shadows war ein Schutz gegen menschliche Korruption ... wir haben Rom geplündert, Handelsschiffe mit Pestratten beladen und London bis auf die Grundmauern
niedergebrannt. Jedes Mal, wenn eine Zivilisation den Höhepunkt ihrer Dekadenz
erreicht, kehren wir zurück, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Gotham ist nicht mehr zu retten.'
Wayne antwortet: 'Gib mir mehr Zeit, hier sind gute Leute.'
Wie ein Phoenix aus der Asche erhebt sich Wayne aus dem komplett niedergebrannten Anwesen. Es ist wie Tod und Auferstehung: Das alte Wayne-Imperium - symbolisiert durch das Anwesen der Familie - ist passé. Als das Haus brennt, flüchtet sich Wayne mit seinem Butler per Lift in das Fledermausgewölbe hinunter. Also geht er nochmals tief in sich und kommt als neuer Batman hervor. Der neue Wayne ist geboren. Batman beginnt!
Die Story führt auf einen letzten Gipfel, eine letzte Begegnung zwischen Ra's al Gul und Batman. Die League of Shadows hat bereits begonnen, in Gotham Schrecken und Panik zu verbreiten. Sträflinge werden freigelassen, die Droge des Himalaya-Mohn wird über das Abwasserleitungssystem versprüht. Chaos auf den Strassen. Jetzt zerfällt Gotham wirklich. Batman versucht Ra's al Gul zu stoppen. Und dieses Mal hat er die Oberhand. Zum letzten Mal trifft er auf seinen 'Schatten'. Aber dieses Mal rettet er ihn nicht, sondern lässt ihn in einem entgleisten Zug in den Tod fahren. Das Zitat ist berühmt geworden: 'Ich
werde dich nicht töten. Aber ich muss dich auch nicht retten.' Batman rettet aber Gotham vor dem Untergang. Batman hat seine wahre Identität gefunden. Er wird zum Symbol der Hoffnung für die Bewohner von Gotham. Und zu guter letzt baut er auch die Villa seiner Familie komplett wieder auf, Stein für Stein. Bruce Wayne hat seine Wandlung vollzogen. Er weiss jetzt, wer er ist und wofür er lebt. Der Schlussdialog zwischen Bruce und Kate spricht Bände:
Kate: 'Ich habe böse Sachen zu dir gesagt.'
Wayne: 'Wahre Sachen. Ich war ein Feigling mit einer Pistole ... und Gerechtigkeit ist mehr als Rache, also danke dir.'
Sind wir also jetzt im Paradies angekommen? Noch nicht ganz. Es gefällt den Kriminellen nicht, dass Gotham jetzt eine Fledermaus als Hoffnungsträger und Ordnungshüter hat. Neue Figuren beginnen ihr Unwesen zu treiben. Und eine davon hat eine ganz spezielle Visitenkarte - eine Jokerkarte ...

Ein paar Hints, wie Nolan's Batman uns ein Stück näher zu Gottes Story bringt
Wir Menschen sind Wesen, die gerne Geschichten hören. Wir sind Storytelling animals, wie ein kluger Kopf einst gesagt hat. Stories bewegen uns, sprechen uns an, formen und motivieren uns. Wie könnte es anders sein, erzählt doch auch Gott eine Geschichte, DIE Geschichte schlechthin, in der die ganze Welt aufgehoben ist. Man könnte das Argument gerade auch umgekehrt formulieren: Weil Gott ein Gott der Geschichten ist und uns DIE Geschichte bringt, räsonieren wir auch mit anderen Geschichten, die ähnliche Momente beinhalten.
Wir identifizeren uns mit Bruce Wayne, weil auch wir ahnen und eigentlich wissen, dass nicht alles so ist, wie es sein sollte. Dazu brauchen wir nicht einmal einen Blick in die Zeitung zu werfen. Es reicht, wenn wir unser eigenes Leben betrachten. Haben wir nicht alle mit Ängsten zu kämpfen? Ist nicht auch in unseren Leben etwas zerbrochen? Oder, um die Frage auszuweiten, sind unsere Städte wirklich in Ordnung, oder gäbe es da nicht so manches, das man aufräumen müsste? Veranlasst ein Blick in diese Welt nicht viel mehr zu Dystopie denn zu Euphorie? Sind wir nicht alle irgendwie mehr oder weniger traumatisiert von diesem Leben 'unter der Sonne', wie es der Prediger im Buch Kohelet in der Bibel so poetisch beschreibt. Was uns an Bruce Wayne fasziniert ist, dass er sich nicht zufrieden gibt mit dem Status Quo, dass er sich auf die Suche nach dem wahren Leben, auf die Suche nach sich selbst macht. Dass er kämpft, Niederlagen erleidet, wieder aufsteht (ein Kernsatz des Films, den Bruce sowohl von seinem Vater als auch von seinem Butler gesagt bekommt, lautet: 'Warum fallen wir hin, Bruce? Nur um wieder aufzustehen!'). Dass er vorwärts strebt, bis er das gefunden hat, wonach er sucht, seine Berufung, seine Identität, seine Mission.
Christopher Nolan beschreibt Waynes Reise als ein 'Verlassen seines Königreichs, mit dem Ziel, verändert und transformiert zurückzukehren.' (ca. min. 10.00) Solche Stories des Ab- und Aufstiegs klingen bei uns gut an, weil wir uns alle danach sehnen aufzusteigen (vor allem dann, wenn wir uns auf dem absteigenden Ast befinden). Ich behaupte zudem, dass dieser Typ von Story etwas in uns berührt, weil sie in gewisser Verwandschaft zu Gottes archetypischer Story stehen. Die paradigmatische Abstiegs- und Aufstiegsstory ist die von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, der sich nicht zu schade war, sein Königreich beim Vater im Himmel hinter sich zu lassen und sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener zu stellen - mehr noch, im Gehorsam Gott gegenüber den Tod am Kreuz auf sich zu nehmen. (Philipper, 2,7-8) Aber anders als Bruce Wayne, der erst mit der Zeit lernte, dass sich nicht alles um ihn selbst, seinen Ruf und Namen dreht, war Jesus in seiner Mission von Anfang an nach aussen, auf die anderen hin fokussiert. Jesus sagte selber: 'Ich bin gekommen, um zu dienen und mein Leben als Lösegeld für viele zu lassen.' (Markus 10,45) Oder: 'Ich bin gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.' (Lukas 15,6)
Auch Jesus durchlebte den Tod - in seinem Fall den physischen Tod - und stand aus der Asche wieder auf. Der Effekt war nicht, dass er durch diese Ab- und Aufwärtsbewegung zu seiner wahren Identität und Berufung gefunden hätte, denn die hatte er bereits bevor er auf diese Welt kam ('Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war.' Johannesevangelium 5,17). Durch sein Sterben und Auferstehen fand er nicht zu sich selbst, sondern verwirklichte vielmehr den Plan Gottes: 'So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie gab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat.' (Johannes 3,16) Jesus hätte nicht auf diese Welt herabsteigen müssen, um sich selber zu finden. Er wusste, wer er war. Er kam, um uns zu finden und zu sich und zum Vater heraufzuholen.
Batman wird zur Erlöserfigur von Gotham. Er sorgt für Gerechtigkeit, gleichzeitig zeigt er Mitgefühl. Während Ra's al Gul die Stadt zerstören will, ist Batman gnädig: 'Gib mir mehr Zeit, hier sind gute Leute ... Gotham kann gerettet werden.' Wie Abraham bei Sodom und Gomorra wird er zum Fürsprecher für Gotham: 'Kann es nicht sein, dass hier wenigstens noch zehn gerechte Menschen leben?' Die Abrahamstory, eine kleine aber feine Story in der grösseren Story Gottes, weist uns auf Jesus hin. Jesus ist unser Fürsprecher, denn er steht vor Gott für uns ein (Hebräerbrief 7). Gleichzeitig nimmt er das gerechte Gericht Gottes auf sich, so dass wir durch ihn mit Gott versöhnt sind. Und er tut dies freiwillig, in Übereinstimmung mit dem Vater. Gotham müsste eines Tages vernichtet werden, denn es gibt niemanden dort, der vor Gott gerecht wäre (Römerbrief 3,10). Genauso wie es auch in Sodom und Gomorra keinen Gerechten gab, Gott aber trotzdem gnädig war und die Familie von Lot rettete. Warum nur diese Gnade? Weil Jesus zwischen der gefallenen Stadt und Gott in die Bresche stand und Gottes Gericht für sie auf sich nahm, können nun alle zu Gott kommen, die auf ihn schauen und ihn im Glauben annehmen (Johannes 3,16) So sieht Gottes Gerechtigkeit also aus. Paulus beschreibt es in seinem Brief an die Römer so (Röm. 3,23-24)
Alle haben gesündigt, und in ihrem Leben kommt Gottes Herrlichkeit nicht mehr zum Ausdruck, und dass sie für gerecht erklärt werden, beruht auf seiner Gnade. Es ist sein freies Geschenk aufgrund der Erlösung durch Jesus Christus.
Was uns an Batman oder Bruce Wayne so berührt ist, dass er diese göttliche Gnade auf seine Art widerspiegelt. Ra's al Gul ist zwar gerecht, indem er Ungerechtigkeit rächt. Aber er zeigt uns kein Mitgefühl, keine Gnade. Seine Strategie ist gnadenlos. Wir löschen alles aus und stellen die Balance wieder her. Gott ist nie so. Auch wenn er richtet, so tut er es nie ohne die Möglichkeit zur Umkehr. Jesus hätte dem Mörder von Bruce Eltern gewiss vergeben, wenn dieser Reue gezeigt und sich ihm zugewandt hätte. Er hätte ihm die Möglichkeit gegeben, seiner Reue konkreten Ausdruck zu geben und aus der Beziehung zu ihm ein neuer Mensch zu werden. Ein Teil in uns schreit zwar vielleicht: Aber dieser Mord sollte doch gerächt werden! Dieser Mann hat die gerechte Strafe verdient! Doch warum stocken wir an diesem Moment im Film, wenn Bruce sich rächen will? Warum fühlen wir intuitiv, dass dies nicht der rechte Weg ist? Ich glaube, weil wir zutiefst hoffen, dass auch wir Gnade erfahren für das, was wir verbockt haben (auch wenn es kein Mord ist - und selbst wenn es einer gewesen wäre!).
Batman verkörpert die bessere Story, zumindest nach seiner inneren Wandlung. Es ist diese Story, die zum Beispiel dort ganz hell scheint, wo Jesus am Kreuz in der Mitte von zwei Verbrechern stirbt und den Verbrecher gnädig annimmt, der sich ihm zuwendet:
Einer der beiden Verbrecher, die mit ihm am Kreuz hingen, höhnte: »Du bist doch der Messias, oder nicht? Dann hilf dir selbst, und hilf auch uns!« Aber der andere wies ihn zurecht. »Fürchtest du Gott auch jetzt noch nicht, wo du doch ebenso schlimm bestraft worden bist wie dieser Mann und wie ich?«, sagte er zu ihm. »Dabei werden wir zu Recht bestraft; wir bekommen den Lohn für das, was wir getan haben. Er aber hat nichts Unrechtes getan.« Dann sagte er: »Jesus, denk an mich, wenn du deine Herrschaft als König antrittst!« Jesus antwortete ihm: »Ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.« (Lukasevangelium 23,39-43)
Ra's al Gul hätte mit Genugtuung zugesehen, wie die Verbecher hier abkratzten und sich dann ins Nirvana aufgelöst hätten. Jesus aber sagt: 'Ich denke an dich. Auch wenn du jetzt stirbst, du wirst mit mir auferstehen und mein Begleiter sein. Du wirst den ewigen Tod nicht erleiden. Du bist begnadigt.

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