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  • matt studer

Abenteuer Familie - Erziehung, die keine Angst vor Risiken und Nebenwirkungen hat

Aktualisiert: 27. Okt. 2021


Höre, Israel! Der Herr ist unser Gott, der Herr und sonst keiner. Darum liebt ihn von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit aller Kraft. Behaltet die Gebote im Gedächtnis, die ich euch heute verkünde! Prägt sie euren Kindern ein und sagt sie euch immer wieder vor – zu Hause und auf Reisen, wenn ihr euch schlafen legt und wenn ihr erwacht. Bindet sie euch zur ständigen Erinnerung an den Arm und auf die Stirn. Schreibt sie auf die Türpfosten eurer Häuser und auf die Tore eurer Städte. (5 Mose 6,4-9)

Es ist Montagmorgen im Haushalt der Hugentoblers. Man schaut angespannt auf die bevorstehende Woche mit all ihren Aktivitäten, Terminen, To Do's, Deadlines, Besuchen, Kindergeburtstagen und Veranstaltungen. Das Ganze fühlt sich in etwa so an wie ein kalendarisches Tetris, bei dem jeder Slot irgendwie in die Woche reingepasst werden muss - bei hohem Tempo.


Es ist Samstagmorgen bei den Muntwylers. Man blick entspannt auf das bevorstehende Weekend. Heute noch den Rasen mähen, einkaufen fürs Barbecue, Rechnungen zahlen. Dann ab in die Badi und zum Pizza essen. Danach vielleicht noch die Griechenland Ferien weiterplanen und Film gucken. Das Tempo ist endlich mal draussen und man kann sich so richtig in die zwei bevorstehenden Tage reinhängen.


Unsere Leben als Familien sind gefüllt mit so viel Gutem, Dringendem, Nützlichem und Schönem. Unsere Leben laufen wie am Schnürchen, mit den nötigen wochenendlichen Pausen dazwischen. Was wird unseren Kindern eigentlich für ein Lebensgefühl dabei vermittelt? Welche Werte, Ziele und Prioritäten scheinen durch? Was ist uns wirklich wichtig? Ich muss mich bei der Nase nehmen. Bei mir ist es oft, dass ich es schaffe, alles zu erledigen. Oder dass ich über meinen Erfolg (oder Misserfolg) im Beruf nachdenke und manchmal darüber rede. Was ist es bei dir?


Was ist für uns Schweizer von dringendster Wichtigkeit? Sicherheit, Wohlstand und persönliche Freiheit? Wir erhoffen uns für unsere Kinder, dass sie ein sicheres Leben in Wohlstand und Selbstbestimmung führen können: gesund, gebildet, (ab)gesichert und gesättigt. Trifft das auf deine Familie oder deine Prägung zu? Vielleicht ist Karriere, etwas zu erreichen, etwas aus dem Leben herauszuholen, ein bestimmender Wert. Vielleicht gehören Familiengründung und ein Einfamilienhaus dazu. Vielleicht sind schöne und aufregende Ferien ein Ziel. Was immer auf unserer inneren Prioritätenliste oben steht, es wird im Alltags- und Sonntagsleben irgendwie durchdrücken. Nun sind ja all diese Dinge nicht unbedingt schlecht oder falsch (sonst müssten wir ja aufhören Schweizer zu sein). Ich denke, es geht hier vielmehr darum, welchen Platz diese an sich guten Dinge in unserem Herzen einnehmen!

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war und von einem Mann entdeckt wurde. Der Mann freute sich so sehr, dass er, nachdem er den Schatz wieder vergraben hatte, alles verkaufte, was er besaß, und dafür den Acker kaufte. (Matthäus 13,44)

Diese Aussage von Jesus ist so typisch herausfordernd und befreiend zugleich. Ja, sie fordert uns ziemlich heraus, unsere Prioritätenliste zu überdenken. Auf was bauen wir unser Leben wirklich auf? Was nimmt den ersten Platz ein? Aber wie befreiend es ist, wenn wir Gott und sein Königreich wirklich zuoberst gesetzt haben! Alles andere wird sich darunter einfügen. Wer zuerst nach dem Königreich Gottes trachtet, dem wird alles andere dazu gegeben werden (Mt 6,33). Was heisst das für unsere Familien und in Bezug auf unseren Erziehungsstil?


Zuerst einmal, was impliziert es für uns Eltern? Unsere Kindern merken ganz natürlich, was uns im Leben am meisten einnimmt, was uns beschäftigt und begeistert. Ist Jesus unser Schatz im Acker, neben dem alles andere an Wert verliert? Dann, glaube ich, wird diese Priorität unser Leben verändern. Wofür wir unsere Zeit geben, wofür wir unsere Ressourcen einsetzen, worüber wir reden, was wir an unsere Türpfosten schreiben und auf unsere Arme tätowieren. Das heisst nicht, dass wir nicht auch die anderen Dinge tun: Ballett, Klavierstunde, Fussballclub, Ferien, Rasen mähen, Schoggi essen (als Schweizer). Aber wir werden diese Aktivitäten anders angehen. Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, im Fussballclub zu 'dienen' und bei der Turnierorganisation mitzuhelfen. In einer Haltung des Dienens wie Jesus uns dies gelehrt hat und mit der Intention, Beziehungen zu bauen und zu vertiefen, in denen der christliche Glaube zur Sprache kommen kann. Vielleicht ergibt sich sogar die Möglichkeit, als christliche Gemeinschaft 'gemeinsam' bei so einem 'Dienst' mitzutun und zusammen in Erscheinung zu treten? Vielleicht werden wir unsere Ferien anders planen und uns überlegen, wie wir jemanden mitnehmen könnten, der Gesellschaft braucht. Oder unser Einfamilienhaus wird zu einem Ort, an dem wir andere Familien und Singles einladen, an unserem Leben teilzuhaben. Vielleicht wird sich auch unser Freundeskreis erweitern, indem wir nicht (nur) christliche Beziehungen pflegen, sondern bewusst Freundschaften mit Andersgläubigen bauen, die Jesus brauchen. Es sind manchmal kleine Dinge, die unsere innere Gesinnung ausdrücken. Wir haben in unserer Küche seit kurzem eine Gebets- und Aktionsliste hängen, auf die wir mit unseren Kindern aufschreiben, für wen wir beten und wem wir eine Freude machen oder helfen könnten. Nichts Weltbewegendes - und doch, was nehmen unsere Kinder davon mit?


Wenn Jesus unser Schatz ist, dann werden wir von ihm erzählen, denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund (Lk 6,45). Welches sind unsere Türpfosten, auf die wir die Worte Jesu aufschreiben? Wie können wir sie unseren Kindern 'als ständige Erinnerung' an den Arm und die Stirn binden? Ich weiss es nicht für euch. Bei uns wird immer wieder mal aus der Bibel erzählt und darüber diskutiert. Bei uns merken die Kinder, dass wir uns nach einem Streit versöhnen und dass das Evangelium uns dabei hilft (siehe dazu hier). Dabei ist unsere Familie alles andere als perfekt! Ich glaube aber fest, dass Gott unsere kleinen und manchmal unscheinbaren Bemühungen braucht und segnet.


Eine Familie, die Jesus nachfolgt, hat keine grosse Angst vor Risiken. 'Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.' (Mk 8,34) Nachfolge kann uns etwas kosten. Vielleicht werden wir das Einfamilienhaus in der idyllischen Einsamkeit auf dem Land aufgeben, damit wir an einem Ort leben und uns investieren können, wo wir wirklich gebraucht werden. Vielleicht werden wir weniger arbeiten und unser Budget kürzen, damit wir dann mehr Zeit haben, uns in andere Menschen oder Aufgaben zu investieren. Vielleicht wird unser Sicherheitsbedürfnis herausgefordert, wenn wir mit Leuten zu tun haben, die einen 'schlechten Einfluss' für unsere Kinder sein könnten. Schaut euch einfach mal das Leben von Jesus an und ihr werdet eines merken: es war alles andere als sicher, ruhig und auf Wohlstand gegründet - aber auch alles andere als langweilig!


Ich wünsche mir für unsere Kinder, dass sie erfahren, dass das Leben mit Jesus nicht langweilig, sondern befreiend und lebensgebend ist, auch wenn es etwas kostet! Ich wünsche mir, dass unsere Kinder aufschnappen, dass es im Leben um mehr geht als um seine eigenen Bedürfnisse, die persönliche Entwicklung und einfach nur Fun. Dass es um mehr geht als um die Ausbildung, Bildung und Karriere. Dass es um mehr geht als um Familie und glückliche Beziehungen. Ich wünsche mir, dass unsere Kinder lernen, die Prioritäten richtig zu setzen. Dass sie lieber Risiken für das Königreich Gottes eingehen, anstatt auf scheinbare Sicherheit und Wohlstand zu bauen. Und mehr als alles andere wünsche ich mir und bete ich darum, dass unsere Kinder Jesus als den wahren Schatz ihres Lebens kennen und lieben lernen! Und das wünsche ich mir auch für deine Kinder!



Für diesen Blogpost wurde ich (vor allem was die Bibelstellen betrifft) von Tim Chester's Buch 'Gospel-Centred Parenting' inspiriert.




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